Internationale Sitzung

Mai 21, 2024

Wenn Werksleiter Matthias Kühn aus Wolnzach sein Daiichi-Sankyo-Werk anfährt, scheint von dieser Seite die Kreisstadt nur aus diesem großen Gebäudekomplex zu bestehen. Tatsächlich arbeiten dort heute 705 Personen. Sie sollen bis 2030 auf 1.200 aufgestockt werden. Denn Daiichi Sankyo hat viel vor: Jedes Jahr soll ein neues Krebs-Medikament in den internationalen Markt kommen: Made in Pfaffenhofen. Rund 1,2 Mrd. € will das Unternehmen in Pfaffenhofen investieren – ganz ohne Zuschüsse und viel politisches Tam-tam. Der Regionalausschuss Pfaffenhofen der IHK hielt im Werk seine zweite Sitzung im Jahr, vorausgegangen war eine Besichtigung der Pillenherstellung. Matthias Kühn gab dazu eine Einführung in die Aktivitäten und Pläne von Daiichi Sankyo. Pfaffenhofen ist nach dem Muttersitz in Japan die größte Fabrikationsstätte. Auch 250 Qualitätsentwickler finden sich dort.

Danach ging Christoph Angerbauer, Bereichsleiter Außenpolitik der IHK München und Oberbayern, auf die Wahlen weltweit in 2024 ein. Es wird rund 40 Jahre brauchen, bis in einem Jahr wieder so viele Wähler zu den Urnen gehen. Das Gewicht der EU wird heute nicht mehr so stark gesehen wie wir es annehmen. Es gelang z.B. nicht, mit Australien ein Freihandelsabkommen zu schließen. Indonesien, das ebenso in 2024 wählt, mit starken Nickelvorkommen, sieht auch keine Notwendigkeit, die EU als Handelspartner anderen Blöcken vorzuziehen. Es müsse mit diesen Ländern nicht aus geschichtlichen Verbindungen verhandelt werden, sondern auf gleicher Augenhöhe und mit Wertschätzung. In Indien wird Modi die Wahlen wieder gewinnen. Als Exportland kann es aber bei weitem nicht mit China mithalten.

Angerbauer sieht einen Konflikt für die EU und Deutschland aufkommen: Wenn die USA in ihrem Kampf gegen China ihre Nato-Verbündeten auffordern, auf ihre Seite und gegen China zu treten. Mit der Wahl Trumps wird sich das beschleunigen. Trump II, wie die zweite Wahlperiode Trumps schon bezeichnet wird, wird viel radikaler ausfallen, da Trump sehr gut vorbereitet in das Amt tritt. Auch wenn viele amerikanische Wirtschaftskreise die Wiederwahl Trumps als nicht so dramatisch ansehen, für uns wäre sie sicherlich die schlechtere Alternative. Doch auch Biden vervierfachte gerade die Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge. Nach Angerbauer, der auch schon in Schanghai arbeitete, werden die Chinesen nicht mit Entsprechendem antworten, sondern an anderer Stelle, wo es den USA richtig schaden wird. Der Handelskrieg USA:China hat begonnen.

IHK-Bereichsleiterin Elke Christian brachte die Sitzungsteilnehmer zu den konkreten lokalen Problemen zurück. Am Dienstag wurde ein neuer Konjunkturbericht der bayerischen IHKs vorgelegt. Alle Faktoren weisen nach oben, aber es fehlt noch an Schwung. Das gilt auch für die Region Ingolstadt. Der Fachkräftemangel habe so etwas abgenommen. Die Deutschland-Politik bereite den Unternehmern gerade die größten Sorgen. Auch die Bürokratie werde stärker beklagt als früher. Von der EU werde nach den Wahlen gefordert, mehr Gesetze und Vorschriften aufzuheben. Die Regelungsdichte sei zu hoch. ek

Foto: Screenshot Website Daiichi-Sankyo vom 28.05.2024;
https://www.daiichi-sankyo.de/ueber-uns/wer-wir-sind/europaeischer-produktionsstandort/