Aus der Hauptversammlung der HVG kamen einige interessante Einblicke in den Welthopfenmarkt 2019. So wurden seit längerem wieder Lager an Hopfen gebildet. Das bedeutet einerseits, dass mehr Hopfen produziert und von der HVG gekauft wurde als benötigt. Andererseits brauchen die starken Ernteschwankungen eine Absicherung. Vermutlich dürfte eine risikobezogene Lagerhaltung noch nicht im erforderlichen Umfang erfolgt sein. Wir haben bei den Lägern zudem das Problem des 2. Risikos: Wenn ein schlechtes Jahr einem vorausgehenden schlechten Jahr folgt. Dies dürfte bei all den erkennbaren Verändungen des Klimas zur Zeit schon bei 25 Prozent liegen. Damit müssen die Läger nicht nur eine Unterversorgung im ersten Jahr auffangen, sondern auch des zweiten.
Hinzu kommt das Problem der Sortenbezogenheit der Nachfrage. So waren Herkules und Perle auf dem Freimarkt `19 gesucht. Das bedeutet, dass hier keine Läger gebildet werden konnten, weil alle Hopfen für die Weltbierproduktion benötigt wurden. Übrig blieben die Flavorhops. Andererseits zeigten sie Vorzüge bei Trockenheit und Hitze. Neue Erkenntnisse ergaben überraschend gute allgemeine Hopfungseigenschaften. Nur sind sie eben nicht in den Rezepten für Mengenbiere enthalten, insbesondere im Sudkessel. Vermutlich wird der Markt hier umdenken müssen. Sie stehen im Lager bereit für ihren KlimabedingtenSiegeszug nach dem Einsatz bei Craftbieren (Zitronennote u.a.).
Die USA produzieren bereits mehr Hopfen als benötigt. Die Craftbiere steigen zwar im Marktanteil weiter an, doch verlangsamt sich die Zunahme. Darauf waren die US-Hopfenproduzenten nicht genügend eingestellt und expandierten weiter in die Fläche. So ergibt sich nun eine nationale Überversorgung, die an die Weltmärkte abgegeben werden konnte. Doch das ginge nur bei starken Preisabstrichen. Dazu ist aber der Verkaufsdruck in den USA noch nicht stark genug. Er wird ansteigen, wenn die Flächenerweiterung in den USA nicht eingestellt wird. Aber derzeit gibt es erst einige Scharmützel um die Brauer. Auf jeden Fall sollten die US-Farmer auf den veränderten Markt reagieren und in der Summe die Flächenexpansion einstellen. Aber werden sie dies tun?
Was auf der HVG-Hauptversammlung völlig fehlte, war eine Forderung nach mehr künstlicher Bewässerung und nach Sonnenschutz gegen die Einstrahlung auf die Pflanzen. Der Klimawandel ist ja bereits eingetreten und jede Ernte steht unter einem hohen Risiko. Allein die Unterschiede zwischen 2018 und 2019, wo es Ende Juli doch noch regnete, müssen doch die Hopfenwirtschaft alarmieren. Vielleicht kann eine Bezuschussung aus dem neuen Klimaschutzprojekt von der Leyens abgezweigt werden? Aber auch die normale Agrarpolitik der EU müsste dieses Problem angehen. ek