Gülleproblem leicht lösbar

Februar 17, 2020

Bei deutschen Bauern rumort es kräftig. Die Demonstrationen in Scheyern, Nürnberg und Berlin zeigen nur die Spitze dieses Sorgenbergs. Am meisten wird über die Nitratbelastung des Grundwassers gesprochen. Die EU will Deutschland zur Kasse bitten, wenn nicht schnellstens Abhilfe vollzogen wird. Dabei sind die Fachleute einer Meinung: die Nitratbelastung käme aus dem Ausbringen der Gülle aus der Tierhaltung auf die Felder. Mit der Massentierhaltung der modernen Landwirtschaft entsteht mehr Gülle als die Felder aufnehmen können. Durch vermehrte Messstellen lässt sich dieses Problem nicht abstellen, höchstens klarer belegen.

Es muss also das Problem selbst gelöst werden. Hier sollte von staatlicher Seite investiert werden. Wenn die Gülle nicht mehr in vollem Umfang auf die Felder gebracht werden darf, dann muss ein Entsorgungssystem aufgebaut werden vergleichbar mit dem Abpumpen von Hauskläranlagen. Technisch dürfte dies relativ leicht umzusetzen sein. Die gesammelte Gülle müsste dann entwässert werden, sodass bester Dünger übrig bliebe, der in alle Länder exportiert werden könnte, wo ein Mangel an Tierhaltung besteht. In Kairo werden z.B. die Abwässer zum Pflanzen von Bäumen in der Wüste verwendet. In Afrika wird tierischer Dung sehr geschätzt. Die Golfstaaten würden auch ordentlich dafür zahlen.

Die Gülleentsorgung wird in Südtirol bereits praktiziert. Wieder einmal fragt sich, warum das unsere Agrarexperten insbesonders in der Politik nicht wissen. In zweieinhalb Autostunden von München kann dieses Pionierwerk in der Praxis besichtigt und aus den bisherigen Erfahrungen schon gelernt werden. Die von der deutschen Politik zur Beruhigung der Bauern angekündigte Milliarde wäre doch im Gülleentsorgungssystem ideal investiert. Zugleich entstünde ein Anschub der deutschen Konjunktur durch den Kauf von Hunderten von Güllesammelfahrzeugen und der Installation von zahlreichen Sammelstellen mit Gülleentwässerung. Es könnte auch in die technologische Weiterentwicklung investiert werden. Aus der Vermarktung der Gülle würde sich womöglich ein größerer Teil der Kosten decken lassen. Deutschland hätte einen neuen Exportschlager. Und die EU-Strafen sind abgewehrt. Sie sind höher als die Restkosten des Gülleentsorgungssystems.

Anderer Blickpunkt: Pflanzenschutz. Im neuen Film „Das geheime Leben der Bäume“ der aus den Büchern des Bestsellerautors Peter Wohlleben entstanden ist, erfahren wir von der Insektenabwehr der Bäume. Vermutlich kennt die Forstwissenschaft die Substanzen und die relativen Mengen dieses Bio-Pflanzenschutzes. Eigentlich müssten dies die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln schon längst verfolgen und diese Forschungen unterstützen. Womöglich bestehen weitere Ökosysteme mit anderen Bio-Pflanzenschutzwirkstoffen? Was die Natur in Tausenden von Jahren erarbeitet hat, braucht der Mensch nicht neu zu erfinden, nur eben intelligent zu nutzen.

Es könnte aber durchaus sein, dass sich die Industrie-Pflanzenschutzhersteller auf ihre eigene Chemie versteift haben. Aber auch sie wissen, wie langwierig und teuer neue Wirkstoffe kommen. Es wäre also auch ökonomisch sinnvoll, diesen ökologischen Pflanzenschutz voll aufzudecken. Vielleicht stößt die Wissenschaft auf Entwicklungspfade, die analog zu testen wären. So hält der Wald gar eine völlig neue Schutzfunktion für die Menschheit vor, wobei es gewiss Unterschiede bei den Baumarten gibt. Diese Biochemie käme dann wieder den Bauern zugute, die sowieso ihren Pflanzenschutz ökologischer werden lassen müssen. Allerdings entwickeln Bäume auch tödliche Chemikalien z.B. für Tiere, die ihre Blätter fressen. Zumindest ist daran erkennbar, wie effizient die Biologie ist und wie wichtig es wird, die Vielfalt der Flora zu erhalten und zu erforschen. Die Makro-Biologie steht vor einem neuen Zeitalter. ek