Die Kultur wird immer wichtiger für die Identifikation eines Ortes. Während die Supermärkte in ihrer Präsenz zählen, ihre Angebote aber einheitlich für ganze Regionen vorhalten, zählen Fachgeschäfte mit liebevoll breitem Sortiment und Ausstrahlung. Die Aufgabe des Schreibwaren Bäck bedeutete einen Verlust an Lebensqualität. Nun schließt das Einrichtungshaus Weiß in Geisenfeld. Was dies für unseren Nachbarort bedeutet, können wir aus der Entfernung besser abschätzen. Ene noch stärkere Persönlichkeit zeigen die Bewirtungsbetriebe. Hier treffen Küchen“potenz“ , Dekoration/Ambiente und Service auf Lebensfreude, Geselligkeit, Gastfreundschaft über den Ort hinaus. Diese „Schätze“ stehen auch Nichteinwohnern offen. Geschäfte und Gastronomie brauchen die Kundschaft von außen.
Am meisten trifft dies für den Tourismus zu. Ankerelemente des Tourismus sind besondere Feste wie z.B. das Oktoberfest, aber auch Theater, Konzertsäle und Museen. Auch ein Kino ist ein Theater. Das Amper-Kino wirkt wie ein Magnet auf auswärtige Besucher, stellt die Grundlage für Gastronomie vor und nach der Vorstellung. Unbestritten ist mittlerweile die Bedeutung des Deutschen Hopfenmuseums für Wolnzach. Die Besucher von auswärts, die Kultur im Ausstellungsraum, aber auch die Veranstaltungen dort, haben Wolnzach in der ganzen Welt bekannt gemacht. Über die anfänglichen Widerstände gegen das Identifikationsmuseum können wir heute nur lächeln.
Ebenso wird es uns in einem Jahrzehnt zum „Hände-Museum“ gehen. Hier hat Norbert Nemetz auf eigene Kosten einen riesigen Schatz der Kultur aufgebaut und will ihn dem Markt übertragen. Doch von Seiten des Gemeinderats wird dieser Schatz kaum erkannt. Wenigstens hat sich ein Förderverein gefunden, der das sehr wohl versteht, dessen politischer Einfluss freilich gering ist. Immerhin veranlasste er eine Begutachtung durch einen Museumsexperten. Er traute fast seinen Augen nicht, was er im „Museum zur Kulturgeschichte der Hand“ vorfand. Natürlich muss das Konzept der Darstellung nach 30 Jahren überarbeitet werden, doch am Schatz selbst, den Exponaten gibt es keine Kritik.
Das Problem des kleinen, aber feinen Museums ist nur der Standort Am Brunnen. Ursprünglich führte eine Außentreppe zum Eingang. Viele Exponate im Freien bereiten eine Einführung in diese neue Welt, den Appetit des Besuchers auf mehr. Durch Umbau des Zugangs fiel das Händemuseum und seine Besucherzahl stark zurück. Die Brauereikrise und der Niedergang des italienischen Restaurants kamen hinzu. Der Würgegriff der Umgebung verhinderte neue Werbekampagnen und Medienberichte. Dieses Museum gehört ins Zentrum. Als Anhang zum Hopfenmuseum wäre es zwar in der Verwaltung und Betreuung kostenoptimal. Doch dieses Museum hätte dann noch weniger Luft zum Atmen, zur Inspiration, zum Freigeistigen als Am Brunnen. Noch dazu würde die große Chance für den Einzelhandel und der Gastronomie des Innenbereichs vertan, dass Besucher vom Hopfenmuseum zum Händemuseum zu Fuß wandern und so viele Eindrücke vom Ort mitnehmen. Eigentlich gehört das Händemuseum deshalb in die Preysingstraße z.B. in das ehemalige Tafelmaier-Bürohaus. ek