Die Lieferketten reißen

Oktober 11, 2021

Wenn die deutschen Exporte zurück gehen, dann kann niemand von Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Krise sprechen. Auch das Inlandsprodukt tritt auf der Stelle. Eigentlich sollte es auf das Niveau vor Corona klettern. Denn die Aufträge sind in den Büchern. Doch sie können nicht ausgeführt werden, weil entweder das Material zur Fertigung an sich fehlt oder wichtige Bauteile z.B. zur Steuerung. So sperrt die Automobilindustrie Werke zu, zumindest legt sie die Fließbänder still. Ähnlich geht es den Maschinenbauern, die auf Halle produzieren bis die fehlenden Bauteile eingebaut werden können.

Auch in der Logistik wären viele Aufträge abzuarbeiten. Doch es fehlt an LKW-Fahrern. So werden rund 20 % nicht bedient bzw. nur die Stammkunden. Sehr dramatisch geht es in der Holz- und Papierindustrie zu. Hier wissen wir von großen Einkäufen der USA und von China an Holz. So können Holzhäuser nicht gebaut werden. Der Preis für Holzprodukte schoß durch die Decke. Hier gibt es Verteuerungen von 100 % und mehr. Papierfabriken geben keine Preise noch Liefertermine für große Bestellungen ab. Zum Teil wird die Produktion auf Kartonage umgestellt, weil dort höhere Preise erzielbar sind. Am härtesten hat es den Schiffscontainer-Verkehr getroffen. Einerseits gibt es zu wenig Container, andererseits verzehnfachen sich die Transportkosten.

An den Tankstellen kennen die Preise auch nur noch eine Richtung. Blieben unsere in Wolnzach noch lange erträglich, kam es in der letzten Woche zu auf einer Verteuerung von 10 ct. pro Liter. Dabei ist die versprochene Erhöhung der Pendlerpauschale ohne Regierungsbildung nicht möglich. Noch dazu wirkt sie erst über den Lohnsteuerjahresausgleich. Es wird dem „kleinen Mann“ viel zugemutet. Soziale Verwerfungen lassen sich jetzt schon absehen. Experten schätzen, dass der Markt sehr lange brauchen wird, diese Preiserhöhungen zurück zu nehmen. Schon wird von „Stagflation“ gesprochen, ein Gespenst, das gleich hinter der Deflation umgeht. Wir hatten sie schon bei uns: die Preise steigen, doch der Warenumsatz wächst nicht. Die EZB wird eingreifen müssen. Dann werden die Zinsen sprunghaft wie die Benzinpreise nach oben gehen.

Alarmierend ist die Geschwindigkeit, mit der die Weltwirtschaft außer Tritt gerät. Die Wirtschaftswissenschaften, insbesondere die Konjunkturforscher, hatten das Lieferproblem nicht auf dem Radar, obwohl es ja einige Branchen schon letztes Jahr erwischte. Die Phänomene wurden als kurzfristig abgetan, so wie Johnson in Großbritannien die Logistikprobleme herunterspielt. Gerade die Zentralbankchefs blickten darüber hinweg. Jahrelang wurden Lean-Management oder Just-in-time-Produktion gepredigt und umgesetzt. Nun ist die Weltwirtschaft empfindlich gestört. Die Branchen stecken sich an. Am Schluss erwischt es alle. Vielleicht schrieb Söder die Jamaica-Koalition so schnell ab, weil die nächste Regierung mit diesen Problemen voll zu kämpfen haben wird.

Es ist dann abzusehen, dass es einen Börsen-Crash geben wird. Der kann viel schneller kommen als erwartet. Das erlebten wir schon in den ersten Tagen der Corona-Pandemie. Die Inflation lässt die Immobilienpreise noch weiter nach oben gehen. Sachwerte und Waren sind gefragt, alles was nicht so schnell nachproduziert werden kann. Auf der anderen Seite erleben wir eine rasante Verarmung der unteren Schichten. Es dauert, bis die Lohn-Preis-Spirale sich nach oben schraubt. Mit Geld können Waren nicht ersetzt werden. Billiges Geld verteuert sie nur. Einige Branchen schlagen sich die Taschen voll: die Erdölindustrie erzielt 2021 Super-Gewinne.

Über die Krisenjahre wird der Klimaschutz hintangestellt. Eigentlich begünstigten akute Wirtschaftskrisen immer die CDU/CSU. SPD, Grüne und FDP sind derzeit mit sich beschäftigt, verschlafen die dramatische Verschlechterung der deutschen Konjunktur. Merkel und die CDU-Minister haben schon auf Ruhestand-Modus geschaltet. Doch wer soll die CDU führen? Alle Namen, die gerade genannt werden, sind schon mehrfach in Abstimmungen durchgefallen. Also doch Söder als Retter? ek