Die Coronakrise nimmt eine erhoffte aber unerwartete Wende. Omikron ist zwar hoch ansteckend, aber im Verlauf wesentlich ungefährlicher. Schwere Verläufe treten nur in wenigen Fällen auf. Dafür sorgt einerseits der Impfstoff, insbesonders das Boostern, also die aktualisierte Abwehr, und der typische Verlauf bei Jugendlichen. In der Tat ist abzuwägen, ob gesunde Kinder wirklich geimpft werden müssen. Wären alle über 50 geimpft, ginge von ihnen keine Gefahr aus. So könnte die italienische Version der Impfpflicht auch bei uns heraus kommen. Doch unter dem Aspekt von „Late Covid“ wäre eine Impfpflicht ab 18 Jahren das Vernünftigste.
Seit letzter Woche steht Sotrovirmab zur Verfügung. Das sind gegen die Delta- und Omikron-Variante gut wirksame Antikörper, die auch zugelassen sind. Sie werden verabreicht zu Beginn des Krankenausaufenthalts von Covid-Patienten. Zur Sicherheit kann geprüft werden, dass der Patient keine eigenen Antikörper entwickelt hat. Dann ersetzt Sotrovirmab das fehlende Immunsystem zur Abwehr von Sars-CoV-2. Mit dieser Medikation kommt es nicht nur zu einer raschen Genesung und Entlassung aus dem Krankenhaus, auch Intensivstationen werden nicht mehr für Covid-19 benötigt bzw. nicht mehr in bekanntem Umfang.
Virologe Christian Drosten sieht schon das Ende der Pandemie. Jetzt würden alle infiziert und damit die Herdenimmunität erreicht. Boris Johnson in seinem Kampf um 10 Downing Street hat in Großbritannien dies eingeläutet: Es wird auf alle Beschränkungen, selbst Masken verzichtet. Gut, dass die Engländer dies so schnell praktizieren und wir sehen können, was daraus wird. Auch die Spanische Grippe endete mit einer harmlosen Variante. Womöglich greift diese Perspektive auch schon bei uns. Wenn die Einschränkung des Handels nach dem Verwaltungsgerichtsurteil nicht neu und juristisch sauber erfolgt, bewegen wir uns auch in Deutschland auf Lockerungen zu, trotz dramatisch steigender Infektionen. Immerhin wird der Füllgrad von Stadien und Theater wieder erhöht, dem Kommerz zu liebe. Auch wird das Paradox von Omikron sichtbar. Warum dann die 2G+ Regelung für Museen bestehen bleibt?
„Late Covid“, eine Nacherkrankung über mehrere Monate, wurde bisher von den Medien wenig beachtet. Die Impfgegner genossen 10-fach höhere Aufmerksamkeit. Doch bei „Late Covid“ offenbart sich die Gefährlichkeit von Covid-19 gegenüber z.B. einer Grippe. Es fehlt bei „Late Covid“ eine wirksame Medikation, ja sogar noch an einer Vorstellung, wie diese Lähmung der Aktivitäten zustande kommt, also ein Modell dieser Krankheit. Manche fassen auch Schäden der Lunge und von Gefäßen darunter. Doch diese heilen viel schneller und die Ärzte kennen Mittel zur Gesesung. Im engeren Sinn fallen die Patienten darunter, die sich regelrecht erschlagen fühlen. Der Bewegungsapparat will nicht mehr so recht funktionieren. Es liegt nahe, dass diese Schwäche vom Gehirn ausgeht. In Zusammenhang mit einer Viruserkrankung bleibt nur der Schluss, dass Viren ins Gehirn über die Blut-Gehirn-Schranke eingedrungen sind.
Gelänge es nun, die wirksamen Antikörper von Sotrovirmab auch ins Gehirn zu bringen, wäre ein großer Schlag gegen „Late Covid“ möglich. Eventuell müssten noch Medikamente hinzukommen, die eine Regeneration der Gehirnzellen fördern. Es gibt nicht viele Professoren, die das Gehirn von verstorbenen Covid-19-Patienten obduzieren. Einer sitzt in der Warwick-Universität in Großbritannien. Er fand das Sars-CoV-2-Virus im Gehirn, und zwar bei allen. Hätten sie alle „Late Covid“ bekommen, wenn sie überlebt hätten? Es wäre gut, wenn die Covid-Toten internationale Zusammenarbeit der Covid-19-Forschung gefördert würde. ek