Seit letzter Woche zeigte er emeritierte Professor der Akademie der Bildenden Künste München, Gerd Dengler, seine Werke im Deutschen Hopfenmuseum. Alle tragen seine unverkennbare Handschrift. Kein Maler der Welt macht ihm diese Nische streitig. Sie reicht von ganz feinen Übergängen wie z.B. im Himmel des „Böhmischen Meeres“ oder seiner fliegenden Weißwurst, die gleich am Eingang den Besucher begrüßt. Sieben Dengler-Klassiker, u. a. der schwebende Pinsel, den Kussmund oder dem Jäger auf dem Hochsitz, zeigen exemplarisch das Schaffen von 20 – 30 Jahren. Der Kunstkenner weiß um die Anspielungen Denglers auf große Werke der Kunstgeschichte, nur eben interpretiert, entzaubert, ironisiert.
Diese bilden nun die Ausgangspunkte des neuen Schaffens Denglers. Er stellt sie mit kleinen Gedichten vor, ergänzt um Portraits oder Details und packt sie zu einem Katalog mit eigener Ausrichtung zusammen. Im Hopfenmuseum finden sich „Die schrägen Blicke auf die Knie der Mona Lisa“ als zusammengefügte Digitaldrucke, allerdings auch als Broschüre. Der Betrachter kann sich darin lange aufhalten.
So schildert Dengler das Wesen von 18 Frauen und Leonardo Da Vinci in Schlaglichtern, natürlich frei erfunden. Dengler taucht damit in ein völlig anderes Metier ein, das des Schriftstellers. Es soll bewusst geschmunzelt werden über diese Kurzgeschichten. Der Humor, auch geistigtreich, steht im Vordergrund. Hier greift Dengler in die Welt seines Freundes Gerhard Polt ein, der sich ja auch schon öftes als Schriftsteller bewies. Damals illustrierte Dengler die Texte Polts mit seinen Bildern, z.T. extra gemalt zum Inhalt.
Die Ausstellung vollzieht auch einen lang gehegten Wunsch des Veranstalters: Sie zeigt „Wolnzach bei Nacht“. Dengler bezeichnete dieses Werk so vor 30 Jahren, obwohl es offiziell „Cafe“ heißt. Es zeigt zwei Personen in einem sehr kühlen Raum, von dem der Blick auf den darunter liegenden Ort reicht. Weil es Nacht ist, funkeln nur die Lichter der Straßen. Nun liegt es beim Betrachter, dieses Cafe auszumachen. In Wolnzach wird es erst noch gebaut werden müssen. Die Münchner Freiheit hätte es, aber in München gibt es nicht so einsame Straßen. Es weist also in eine urbane Zukunft des Hopfenmarktes.
Dengler liebt selbst dieses Werk und hat es in seiner Atelierwohnung in Wiesbach bei Vilsbiburg hängen. Früher wohnte und arbeitete Dengler im ehemaligen Fahlenbacher Schulhaus, das er gerade wieder öfters besucht. Schließlich ist es voll mit seinen Bildern, nicht hängend, sondern gestapelt. Das „Wolnzach bei Nacht“ erinnert Dengler an seine hallertauer Heimat.
Es gibt zwei Vernissagen im Abstand einer Woche, um die Gästemenge zu entzerren. Diesen Freitag folgt die nächste. Zur ersten kam Ex-Kunstminister Hans Zehtmair, der Politiker, der Wolnzach das Gymnasium ermöglichte. Zehetmair wollte seine Wertschätzung dem Künstler ausdrücken, den er Jahrzehnte lang an der Akademie begleitete, aber auch das kulturelle Engagement des Marktes würdigen, das er seit 30 Jahren beobachtet. Insofern trifft Wolnzach bei Nacht auch hierzu ins Volle. Vielleicht schaffen wir es, dass „Wolnzach bei Nacht“ in Wolnzach bleibt? Zumindest ist die Ausstellung bis Ende Februar `22 angesetzt, dass möglichst viele Besucher das Werk sehen können. Aber auch das „Böhmische Meer“ verführt zum Reinspringen ins gemalte Wasser. Die Ausstellung könnte auch mit „Denglers Lebenswerk“ beschrieben werden oder wie ein Künstler zu unserer Lebensqualität beiträgt. ek