Am Mittwoch gab der Deutsche Hopfenpflanzerverband eine Pressekonferenz im Haus des Hopfens, um die diesjährige Ernteschätzung des Verbands bekannt zu geben. Es kamen überraschend viele Redaktionen. Das Thema Hopfen passt, noch dazu wenn es keine Volksfeste als Höhepunkte gibt. Normalerweise fällt die Schätzung mit dem Hallertauer Volksfest zusammen und da ging immer die Veröffentlichung der Schätzung unter. Eine Pressekonferenz gab es dazu schon lange nicht mehr. Vielleicht wird durch Corona eine neue Tradition begründet?
Auf dem Hopfentag der IGN, eine Woche zuvor, wurden schon Zahlen verkündet. So schätzte IGN-Geschäftsführer Mario Scholz die hallertauer Ernte auf 42.600 t und der Verbandsvorsitzende Adi Schapfl durfte einen Kurzvortrag über die Welthopfenernte halten. 2020 wird es die größte Gesamtmengegeben, die je geerntet wurde. Das gilt auch für Deutschland und die Hallertau. Schapfl nannte es eine gute Ernte mit gutem Alpha und von guter Qualität.
Am Mittwoch lautete die Vorhersage etwas bescheidener: die Erntemenge der Hallertau schließe sich an die Menge des Vorjahres an. 41.500 t werden erwartet. Es blieb beim guten Alpha, ohne Tonnen zu nennen. Für Deutschland werde mit 6.000 t Alpha gerechnet. Die Pressekonferenz hielt ausschließlich Adi Schapfl, assistiert von Werner Brunner, der einige Fragen der Journalisten vertiefte und Karl Pichlmeyer, der zweite Vorsitzende,
der mit seiner Anwesenheit die Aussagen Schapfls bestätigte. Adi Schapfl beherrschte das Wort und die Materie so perfekt, dass
es für ihn auch schwer gewesen wäre, die Performance zu toppen. Schapfl berichtete von Problemen, die die Behörden für die Erntehelfer ins Feld führen. Das sei unverständlich, da im Hopfenbau ganz andere Verhältnisse herrschten – meist seien nur ein paar Helfer auf dem Hof und in Einzelzimmern untergebracht – und es bisher keine Infektionen gegeben habe.
Der Rückgang des weltweiten Bierausstosses bereitet den Pflanzern natürlich auch Sorgen. Doch der Handel habe schon zugesichert, die Ernte voll zu übernehmen. Dabei bereiten die Hauptsorten Herkules, Perle und Hallertauer keine Probleme. Hier sind die Lager leer und die Preise werden sich halten. Bei allen anderen Sorten gingen die Flächen zum Vorjahr eh zurück. Das wird sich so fortsetzen. Schapfl wies darauf hin, dass es keine Rekordernte 2020 geben wird, wenn auch die größte. Wäre der Ertrag pro Hektar höher, dann wäre erst der Superlativ angebracht. Die Schätzer der Verbandsvorhersage kommen aus allen Bereichen: Pflanzer/Hopfenwarte, Handel, Brauerbund, Brauer und Forscher. Es werden viele Bestände der Hallertau besucht. Die individuellen Zahlen werden dann zusammengezählt und ein Durchschnitt errechnet. Diese Bewertungen könnten also doch viel genauer und gewissenhafter ausfallen als die Einschätzungen der IGN-Pflanzer und ihrer Geschäftsleitung. Die Abnahme der Hopfen und die Preisentwicklung am Freihopfenmarkt werden durch die Zahlen des Verbands stabilisiert. Natürlich haben die Händler ihre eigenen Einschätzungen, aber die offizielle Ernteprognose des Verbands ergeht an die gesamte Hopfenwirtschaft und vor allem an die Brauwelt. Nächste Station wird die Pressekonferenz auf der „Brau“ in Nürnberg sein, die noch nicht abgesagt ist. Dann liegen die tatsächlich geernteten Mengen vor.
Was leider auf der Pressekonferenz zu kurz kam: die Hopfen 2020 bestechen mit einer besonders guten Qualität und Bonität. Sie wird den Brauern geschenkt, auch wenn heuer viel Geld für Pflanzenschutz von den Erzeugern ausgegeben werden musste und große Sorgen bestanden, ob die zur Verfügung stehenden Mittel ausreichten. ek