Existenzsicherung durch Craftbiere

August 25, 2020

Wenn 2020 die Lager mit Flavor-Hopfen überquellen, stellt sich schon die Frage für jeden bayerischen Brauer, ob er nicht mehr in Craftbiere investieren sollte. Es wurde in den letzten zwei Jahren ruhig um dieses Thema. War überhaupt heuer noch die „Braukunst Live!“? Sie wäre ja vor Corona gelegen gewesen. Wir rechnen 2020 mit einem Absatzrückgang der bayerischen Biere von 6–7 Prozent. Es fehlen Volksfeste und am meisten das Oktoberfest. Die steigenden Zahlen (an Neuinfektionen) der letzten Tage bestätigt die Richtigkeit der Entscheidung. Aber es gibt keinen Grund, für 2021 sie zu lockern. Alle Brauer mit Flaschenbier im Inland hatten durch Corona keine Einbußen. Auch das spricht für Craftbiere, die fast nur in Flaschen verkauft werden. Doch der Hauptgrund: Craftbiere könen viel teurer vermarktet werden bei fast gleichen Gestehungskosten. Und sie beflügeln das Image der Brauerei.

Bei einem Italiener in Bochum wird ein IPA aus Lucca für 15 € verkauft. Allerdings handelt es sich um eine große Flasche von 0,75 l. Für den Brauer aber bleiben mindestens 5 €. Geschmacklich handelt es sich um ein klassisches IPA, also mit deutlicher Zitronennote, womöglich wegen des Cascade-Hopfens aus den USA. Der edle Geschmack wäre aber mit Hüller Sorten ebenso braubar. Craftbiere können auch süffig sein. Sie wurden doppelt so schnell getrunken wie Wein. Zwar bremst der Preis im Lokal, aber im Verkauf beim Getränkehandel kommen deutlich niedrigere Liebhaberpreise heraus.

Für Craftbiere bayerischer Brauer aber gilt noch mehr das Gesetz des Brauens: nur exzellenter Geschmack schafft sich seinen Markt. Es braucht aber auch eine gute Organisation für die Brauer von IPAs/Craftbieren. Diese kann auch eine Unterorganisation eines Brauerverbands sein. Keine bayerische Brauerei muss ausschließlich eine reine Craftbier-Brauerei sein. Die Umsatzbringer werden Helles oder Weißbier bleiben. Aber es bedarf der Motoren für dieses neue Luxusbier, Marktstrategien und den Erfahrungsaustausch untereinander. Ziel müsste sein, 10 % Prozent des Umsatzes jeder Brauerei mit diesen Craftbieren zu erreichen, wobei der Kosteneinsatz nur 5 Prozent erfordert. Wer träumt im Braugewerbe nicht von einer Gewinnsteigerung in Höhe von 5 Prozent? ek