Die Coronakrise als Veränderungsinitiator

Juni 08, 2020

Nach zwei Monaten häuslicher Isolation, geschlossenen Geschäften, Hotels, Gaststätten, Kitas, Schulen, Freizeiteinrichtungen, Theatern, Kinos, Freibädern und Landesgrenzen sowie Einstellung des Luftverkehrs werden alle Lockerungen gefeiert, steigt die Stimmung der Bevölkerung und der Optimismus, die Krise zu meistern. Die Krise zeigte aber auch, dass eine Abkehr von Hektik und Verkehr gut verträglich ist, ja die Entschleunigung auch eine neue Erfahrung von Lebensqualität bietet. Videokonferenzen und Homeoffice wurden zur Selbstverständlichkeit. Sie werden auch nach der Krise fortgesetzt werden. Im Nebeneffekt senken sie die CO2-Belastung durch Verzicht auf Verkehr.

So schmerzlich die Entbehrungen auch wahrgenommen wurden, wenn wir heute fliegen, erwarten wir weniger CO2-Ausstoß als vor der Krise. Die Ankündigung, mit synthetischen Kraftstoffen die Turbinen zu betreiben, ist alles andere als umgesetzt, ja nicht einmal getestet. So wie sich keine Prämien zum Kauf von Autos mit Verbrennungsmotoren durchsetzen ließen. Auch der Bürger findet das richtig. Schon vor der Krise begriffen die meisten die Probleme aus dem Klimawandel und dass dieser als menschengemacht zu bezeichnen ist. Bei neuen Kraftwerken im Ausland vermissen wir den Klimaschutz. Auf halbem Weg aus der Krise kommen alle diese Gedanken und Frustrationen zurück. Der Klimawandel zwingt 2050 der Menschheit Folgen auf, die im Vergleich zur Corona-Vereinzelung 1000fach härter und permanent auftreten. Insofern kann die Corona-Krise als warnender Schuss vor den Bug gesehen werden. Gerade feierten die Volkswirte einen Weltkonjunkturhöhepunkt: 2020 als Gipfel der sogenannten Kondratieff-Zyklen, verursacht durch die globale Digitalisierung. Davon stürzen wir nun abrupt ab. Es besteht die Gefahr, dass es zu weiteren Verwerfungen kommt z.B. aus verstärktem Auftreten von Wirbelstürmen, Tsunamis, Dürren, Kriegen, Terrorismus. Die Erde zeigt sich global verwundbar. Immer wird dabei die Wirtschaft in die Tiefe gezogen. Wie lange hatten wir keine Heuschreckenplage mehr in Afrika? Sie erinnert uns an biblische Tragödien.

Die Menschheit ist nun aufgefordert, sich dagegen zu stemmen. Viele gute Ansätze liegen in den Schubladen. Nun kommt die Zeit der Umsetzung. Nur wenn es der ganzen Welt wieder besser geht, werden wir exportieren wie 2019. Das aber kann ein langer Weg werden. Um so schneller wir die Ursachen der Verletzlichkeit unserer Erde erkennen und in Angriff nehmen,
um so geringer fällt die Rezession aus. CO2-Vermeidung zählt dabei als fassbares, messbares und bewältigbares Ziel, auch wenn noch keiner von einer Senkung des CO2-Gehalts in der Luft spricht. Ein Einfluss auf die Temperatur wird bislang nur in Richtung des Anstiegs gemessen. Aber dieser ist schon zu weit fortgeschritten. Wir müssen auf 1,5 Grad plus zurückkehren. Aber dazu sind die 100fachen Anstrengungen nötig als den Anstieg weiter zu verhindern.

So schwierig diese Herausforderungen auch sind, eigentlich wollen alle heute damit anfangen, ihnen zu begegnen. Hier kommt neue Kraft aus der Erholung durch den Shutdown der Pandemie. Den Klimawandel umzukehren, wird nur global
gehen. Wie in der Corona-Krise bedarf es koordinierten Vorgehens. Hier liegt die Chance, die diese Krise uns zeigte. Eigentlich haben wir für Kriege keine Ressourcen mehr. Die Umweltbeherrschung erfordert eine Neuerfindung fast aller Technologien. Dieser Umbruch wird den nächsten Kondratieff-Gipfel erzeugen. Er ist für 2050 prognostiziert. Wir werden also um 2030 die globale Trendwende erleben. Der nächste Gipfel wird bedeuten: Klimawandel beendet. Das größte Problem der Welt ist also gelöst. Dann lassen die Innovationssprünge nach. Ein Abflachen des Zyklus nach 2050 kann aber als Erschöpfung gesehen werden. Bis dahin können wir noch viel mehr als bisher exportieren, wenn diese Güter den grünen Daumen zeigen. Das Konjunkturprogramm der Bundesrepublik ist zu schnell gestrickt worden, diese Richtung als die Chance schlecht hin zu verstärken. ek