Lufthansa- Probleme

Juni 02, 2020

Der Flughafen München wirkte letztes Wochenende noch verwaist: alle Geschäfte geschlossen, nur das Terminal 2 in Benutzung, die Starts sehr überschaubar. Die Lufthansa fliegt die großen deutschen Städte an. Beim Einchecken werden die Abstandsregeln eingehalten. Maskenpflicht durchgängig. Doch im Flug verteilen die Stewardessen Wasserflaschen. Trinken mit der Maske geht nun mal nicht. Beim Aussteigen sammeln sich alle Fluggäste im Mittelgang – so eng wie immer.
Hygienevorschriften wurden also sehr oberflächlich und inkonsequent aufgestellt – oder schlichtweg vergessen. Nur die mittleren Sitze werden nicht belegt. Bei kleineren Flugzeugen sitzen die Passagiere nebeneinander. Es ist ersichtlich, dass sich die Kranich-Linie in einer tiefen Krise befindet. Glaubt sie selbst nicht mehr daran, aus ihr noch erfolgreich aufzusteigen?

Mit der Minderbelegung sind Verluste programmiert. Die Ticketpreise sind zwar doppelt so hoch als früher, aber das schreckt auch wieder Fluggäste ab: Selbst die Minderbelegung wird nicht ausgefüllt. Zu tief sitzt der Schock aus Brüssel: Nach sehr langwierigen Verhandlungen mit der Bundesregierung wurde die Lösung von Kommissarin Vestager nicht akzeptiert. Während die Regierung den Empfehlungen der Wirtschaftswissenschaftler folgte und für ihre 9 Mrd. Beteiligung und Darlehen keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik der Fluggesellschaft ausüben will, fordert Brüssel eine deutliche Verschlankung an Slots und Flugzeugen, eine Mini-Zerschlagung zugunsten der Wettbewerber.

Hat man dies in Berlin zu optimistisch gesehen? War keine laufende Absicherung durch die Brüsseler Wettbewerbsbehörde während der Verhandlungen erfolgt? Der Aufsichtsrat sah zunächst keine langfristige Überlebensfähigkeitdes Unternehmens nach der Abspaltung. Doch die Lufthansa ist zu systementscheidend, dass sie in Insolvenz gehen kann. Die Stimmung im Unternehmen ist freilich umgekippt. Das Vertrauen in die Zukunft ist ins Wanken geraten.

Schließlich kam die Fluglinie wie alle anderen auch durch Shutdowns in Existenznot. Diese Restsituation nun zu benutzen, den Wettbewerb in der EU neu aufzustellen, bedeutet massive Einmischung des Staates in die Unternehmenspolitik. Unter diesen Corona-Umständen sollten andere Wettbewerbsrechte gelten. Doch das Unternehmen hat diese Kröte geschluckt. Was blieb ihm auch anderes übrig? ek