Plötzlich konnte es den Ministerpräsidenten nicht schnell genug gehen, die Lockerungen zu verkünden. Selbst die Gastronomie – bis auf Bars und Nachtclubs – darf öffnen, beginnend mit Freiluftverköstigung, mit kurzer Verzögerung dann auch die Innenräume. Ebenso dürfen die Kleinen wieder aufeinander los, zuerst auf den Spielplätzen, dann auch in den Kitas. In den Schulen klappt die Vereinzelung gut. Die Umsicht ist vorbildlich. Doch zurück zu den Untersechsjährigen. Noch immer fühlten sich Politik und Wissenschaft nicht für befähigt, zu ermitteln, ob sich die jüngsten Bürger infizieren können und dann auch andere anstecken, selbst wenn keine Symptome auftreten.
Vielleicht kommt so etwas gar ungelegen, wenn die Politik den Eltern nachgeben will. Der Druck über die Medien war so groß, dass eine zweite Infektionswelle in Kauf genommen wird. Soll sich die ganze Existenzbedrohung der Wirtschaft wiederholen? Die Politiker fanden es nicht für nötig, zwischen Landkreisen mit geringen und mit höheren Infektionszahlen zu unterscheiden. Am schlechtesten in Bayern steht Rosenheim. Doch auch dort werden Kitas wieder geöffnet. In Frankreich hingegen gilt das Prinzip: Es gibt rote Bezirke mit noch höheren Infizierten und grüne, die es geschafft haben. Es sollen Kitas etc. nur in grünen Regionen geöffnet werden.
Blicken wir nach Südkorea, das die Pandemie am besten meisterte: Da werden die Kitas und selbst die Schulen erst jetzt geöffnet, obwohl dieses Land fast keine Infektionen hat. Umgerechnet liegt uns Südkorea um zwei Wochen voraus bzw. öffnet die Kitas zwei Wochen später als wir oder um an den Neuinfektionen anzusetzen: wenn wir 1.0 Infizierte für ganz Deutschland hätten. So können wir nur hoffen, dass die soeben in Millionen eingekauften Antikörpertests zuerst an Kindern eingesetzt werden. Werden keine Antikörper bei ihnen gefunden, könnte das Immunsystem nicht aktiv geworden sein und mangels Symptomen sie nicht infizierbar sein. Um so näher diese Kinder mit Infizierten zusammenkamen, desto wichtiger wären sie für die Wissenschaft.
Ebenso fehlen Studien, ob das Virus Hitze nicht verträgt bzw. ab welcher Außentemperatur es abstirbt, es „neutralisiert“ wird. Oder wie lange es in Betten bei 20 Grad überlebt/aktiv bleibt. Noch schlimmer trifft es freilich die Entwicklung von Medikamenten gegen Covid-19. Schön brav gab die Bundeskanzlerin 525 Millionen Euro in den Spendentopf der EU letzten Montag. Auf Rückfrage in Brüssel stellte sich heraus, dass all diese 7,5 Milliarden Euro an die Bill & Melinda Gates Stiftung gehen. Das Europabüro hat nicht einmal eine Anschrift. Im Internet der Stiftung steht, dass Anträge auf Förderung von Forschungsprojekten nicht gestellt werden können. Noch schlimmer: Die Stiftung geht bei ihrem „Accelerator“ davon aus, dass ein bereits zugelassenes Medikament ein Jahr benötigt, bis es gegen Covid-19eingesetzt werden kann, andere brauchen einfach länger. Die 7,5 Milliarden Euro wurden gegeben, damit die Corona-Krise schnell zu Ende geht. Nun aber sind sie unnütz. ek