Diesen Freitag, 11 Uhr in der Nürnberger St.-Klara-Kirche, wird das Requiem für den Seniorchef des Hauses Barth gehalten. Heinrich Barth ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Alles, was in der Hopfenwelt Rang und Namen hat, wird nach Nürnberg kommen, um Heinrich Barth die letzte Ehre zu erweisen.
Heinrich Barth baute nicht nur das Hopfenhandelshaus Joh. Barth & Sohn zum größten Hopfenhändler der Welt auf, integrierte den landwirtschaftlichen Großbetrieb John J. Haas, errichtete Hopfenverarbeitungsbetriebe rund um den Globus, wurde selbst zum größten Hopfenpflanzer der Welt, ihm gelang es auch, die schwierige Nachkriegszeit zu meistern. Sein Vater profitierte von der Ausschaltung des Hopfenhandels, der sich nahezu vollständig in jüdischem Besitz befand, durch die Nazis. Heinrich Barth kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Als Zwanzigjähriger übernahm er die Geschäftsführung, konnte die Vergangenheit unbelastet ablegen und den Blick nach vorne richten. Doch als er 30 Jahre später die US-Staatsbürgerschaft beantragte, wurde sie ihm verwehrt. In John J. Haas Reich nimmt der Hopfenbau nur einen kleinen Teil ein. Und die geschäftlichen Interessen der Familie Barth hatten sich auch schon stark ausgeweitet.
Heinrich Barth, in Salem ausgebildet, zeichnete sich durch eine Höflichkeit aus, die am besten mit „Gentleman“ beschrieben werden konnte. Er arbeitete stets hart an sich, lernte viele Sprachen, die er im internationalen Handel bestens einsetzen konnte. Für die Hallertau war es gut, dass aus „dem Deutschen“ dann doch kein Amerikaner wurde: im Wettstreit der zwei größten Hopfenerzeugungsländer hätten sonst die USA gewonnen. Damals buhlten beide Länder um die Gunst der Brauer der Welt, musste die Hallertau oft in den Preiskeller steigen. Heute kann sich unter dem Boom der Craftbiere und der Konzentration der USA auf diesen Sondermarkt keiner mehr vorstellen, dass am Freihopfenmarkt der Zentner Aromahopfen deutscher Provinienz unter 50 DM noch keinen Käufer fand. Als sich die deutschen Pflanzer Anfang der 80er mal wieder verspekuliert hatten, konnte Heinrich Barths Herz für die Hallertau zurück gewonnen werden – er verbrachte seine Ferien als Kind oft auf dem Barthhof – und der deutsche Hopfenmarkt kam wieder in Schwung, ja ab da wurde der deutsche Hopfen zum besten der Welt erklärt.
Heinrich Barths 90. Geburtstagwurde noch groß gefeiert. Der Jubilar erfreute sich bester Gesundheit und so blickten alle schon auf die Feier zum 95. Seine Söhne Stephan und Alexander widmeten ihm photografische Einblicke in sein Leben, etwas sehr salopp, aus der Unbekümmertheit der Jugend, aber auch aus einer gewissen Rivalität heraus. So ist es heute um so mehr Gebot der Stunde, das Lebenswerk dieses größten Hopfenhändlers der Welt zu würdigen – im Barth-Weltreich geht die Sonne nie unter – und seiner herausragenden Persönlichkeit gerecht zu werden. Die Hallertau hat ihm viel zu verdanken. ek