Die Zukunft des LKW-Verkehrs

Januar 07, 2020

Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene gelingt kaum. Der zukünftige Brenner-Basis-Tunnel wird zwar den Transport von und nach Italien in diese Richtung drängen, doch dies wird die Ausnahme bleiben. Lkws sind flexibler. Kürzere Strecken bleiben ihnen unstreitig. Im Gegensatz zum Lufttransport zahlen Fuhrunternehmer dieselben Preise an den Tankstellen wie private Verkehrsteilnehmer. Mit politisch gewünschten höheren Dieselpreisen entsteht eine wirtschaftliche Anspannung für die Transportunternehmen. Zusätzlich werden sie bereits durch die Maut als Sondersteuer belastet. Das autonome Fahren von Lkws ist zwar angekündigt, dürfte aber noch viele Jahre bis zur umfassenden Einführung benötigen. Es ändert auch nicht die Antriebsproblematik aus der Klimakrise, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt der Verfügbarkeit von Technik.

Ähnlich dem Flugverkehr mit seinen Privilegien wie z.B. steuerfreiem Kerosin, stellt der Güterverkehr eine volkswirtschaftliche Macht dar. Ohne ihn gäbe es nicht die Konsumwirtschaft und die tägliche Versorgung. Eine Umstellung auf Wasserstoffbetrieb kommt teuer. Wasserstoff selbst ist zwar nicht so teuer wie viele vermuten – in Ingolstadt hat schon eine Tankstelle eröffnet –, doch im Güterverkehr zählt jeder Cent. Zum anderen fehlen die Kapazitäten zur Wasserstoffherstellung im nötigen Umfang. Ausländische Lkws müssten zudem mitziehen. Die Umstellung müsste europaweit erfolgen. Hier gibt es natürlich politische Wiederstände ungeheuren Ausmaßes und die Herstellung von Wasserstoff müsste sich darüber hinaus vervielfachen.

Andererseits wäre Wasserstoff preiswert, wenn kaum Energiekosten zur Gewinnung anfielen. Hier denken wir an Windkraftwerke, die das Stromnetz überquellen lassen. Sie könnten den Wasserstoff als „Power to gas“ herstellen. Dabei ist zu bedenken, dass die Windkraftbetreiber ihren Strom bezahlt bekommen, auch wenn er nicht ins Netz aufgenommen werden kann. Mit einer eigenen Wasserstoffversorgung könnte der gewerbliche Verkehr vom privaten abgekoppelt werden mit allen Möglichkeiten der Subventionierung. Denn Wasserstoff verbrennt mit Sauerstoff zu Wasser, gilt also als grüne Technologie. Er wiegt wenig und ist damit als Zupack im Güterverkehr sehr wirtschaftlich. Gerade öffnet sich eine Bereitschaft der Politik, über diese Technologie nachzudenken. Dann wäre der Güterverkehr von der teuren Batteriefertigung abgekoppelt. Die nötige Sicherheit für den Transport ließe sich herstellen. Es bleibt ein Rechenexempel für den Fuhrunternehmer, wobei hier europaweit einheitlich verfahren werden muss. Interessant, dass selbst China über die Wasserstofftechnologie neu nachdenkt. Japan gilt als darin führend.

Den deutschen Lkw-Herstellern wäre freilich am liebsten, wenn sie bei ihrer Antriebsquelle, dem Diesel, bleiben könnten. Er wäre auch weniger explosiv. Andererseits fordert der Klimawandel ein Eingreifen auch auf dieser Seite der Kraftstoffverbrennung. Wie wäre es, wenn mit Filtern nicht nur Ruß und Feinstaub den Abgasen entnommen werden, sondern auch die CO2-Anteile? Was für BMW und Audi noch als Traum gilt – offiziell arbeiten 12.000 Mitarbeiter der Automobilindustrie Europas an diesem Projekt –, haben Forschungsteams bereits im Griff. Eines ist gerade daran, seine Erfindung zu patentieren und könnte damit sehr schnell auf den Markt kommen. Natürlich müssen wir vorsichtig und gewissenhaft alles prüfen. Aber selbst wenn noch nicht der volle Durchbruch geschafft sein sollte, gäbe diese Technik die Chance zur Weiterentwicklung.

Nicht zu verwechseln ist diese Innovation mit der Marketing-These, dass moderne Lkws eine bessere Abluft ausstoßen, als sie im Durchschnitt des Verkehrs herrscht. Daimler, MAN & Co. schaffen zwar sehr sparsame Dieselmotoren, aber es kann nach dem Betrieb nur Abgase geben. Mit der neuen Technik würde das CO2 in Sauerstoff und Kohlenstoff aufgespalten, wobei der Sauerstoff eindeutig gemessen wurde. Eine vergleichbare Technik ist an anderer Stelle in Vorbereitung. Sie ermöglicht einerseits die weitere Reduktion des Dieselkraftstoffs bei gleicher Leistung und ermöglicht danach die CO2-Ausschaltung. Ein deutscher Automobilzulieferer arbeitet an der Mengentauglichkeit dieses Verfahrens. Auch Elektrizitätshersteller RWE scheint eine Innovation auf diesem Gebiet bieten zu können. Wir leben also in spannenden Zeiten. Sollten diese Techniken greifen, würde eine hohe Flexibiliät der Politik benötigt. Zudem müssten diese Techniken nachgerüstet werden bei weltweitem Export. ek