Es gibt einige Routen des Jakobswegs durch Bayern. So findet sich die Muschel-
markierung in der Ortschaft Pfünz vor Eichstätt. Wolnzach liegt freilich an keiner dieser Routen. Doch das Wolnzacher Amperkino wurde in den Kreis der Auserwählten aufgenommen, die im November den Film von Gabi Röhrl spielen dürfen, genau vom 14. bis 19. November. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Am letzten Abend wird die Filmemacherin gar selbst anwesend sein und einiges erklären. Sie ist den ganzen Jakobsweg von St.-Jean-Pied-de-Port in Frankreich bis Santiago de Compostella selbst gelaufen, ja sogar zweifach. Das zweite Mal mit Kamera und Stativ. Mit Schnitt kamen 90 Minuten heraus, mit Filmmusik (Marco Köstler und Martin Sennebogen), also ein vollwertiger Film. Eine Ein-Frau-Gesamtleistung. Dabei kommt die in Siegenburg lebende Röhrl gar nicht aus diesem Metier. Sie ist gelernte Arzthelferin und Hotelfachfrau. Mit ihrem Mann bewirtschaftete sie viele Jahre die Weltenburger Klosterschenke. Als sie aufhörte, ging das durch die Presse. Es war das Ende einer Tradition. Doch anscheinend brauchte Gabi Röhrl eine neue starke Aufgabe. Heute ist sie Botschafterin des Jakobswegs, der berühmtesten Pilgerung der Welt.
Sie wollte ihre Erlebnisse in Bilder fassen. Insofern schuf sie den ersten authentischen Pilgerfilm, ohne gestellte Szenen und trug die Ausrüstung die rund 1000 km selbst, brauchte natürlich doppelt so lange, weil sie immer wieder ihre Ausrüstung in Position bringen musste, also 60 Tage einfach. Ohne Stativ hätte sie bei dieser Anstrengung sicher keine professionellen Bilder eingefangen. So aber bilden sich die Landschaften eindrucksvoll ab, wird das Naturerlebnis an den Betrachter herangetragen. Nach den eineinhalb Stunden hat der Zuschauer die Wanderung im Zeitraffer miterlebt und kommt selbst in Santiago an, am Grab des Heiligen Jakobus des Älteren. „Santiago“ heißt im Galizischen auch Heiliger Jakob.
Es ranken sich Legenden, wie die sterblichen Überreste des Apostels von seiner Enthauptung in Israel an dieses äußerste Eck Europas gelangt sein sollen. Allerdings wäre er davor dort missionarisch unterwegs gewesen. Santiago muss also eine bedeutende Stadt gewesen sein, um diese Reliquien beherbergen zu dürfen. Der Heilige ruht in einem eher kleinen goldenen Sarkophag in der Krypta. Am Altar darüber wurde eine große Figur errichtet, deren Kopf von hinten von den Besuchern umklammert werden kann. Motto: Umarme den Heiligen Jakob. Da wird die Mittelalterlichkeit dieser ganzen Einrichtung offensichtlich. Aber Santiago ist nach Jerusalem und Rom die drittwichtigste katholische Pilgerstätte der Welt.
60 km hinter der Kirche liegt das Cap Finisterre, das „Ende der Welt“. Gabi Röhrl war auch dort. Die Pilgerschaft lebt in unserer aufgeklärten Welt weniger vom Ziel als vom Weg. Durch eine der schönsten Landschaften Europas. Dabei konkurrieren zwei Ost-West-Routen um den richtigen Weg. Ein dritter kommt von Süden. Ist die ganze Welt der Weg? ek