ie realistischen Werke Ben Willikens im Deutschen Hopfenmuseum wurden letzte Woche durch eine Gruppenausstellung abgelöst mit Replikationen auf Dibond aufgezogen bzw. U-Drucken mit Holografien. Sie stammen von Thomas Klingenstein, Julia Leeb, Marc Gumpinger und Ugo Dossi. Was sie verbindet? Jedem von ihnen widmete die gesellschaftspolitische Zeitschrift „Gazette“ eine Ausgabe: Sie stellte sie vor, gab ihnen sogar eine Plattform als Autor und streute ihre Werke zwischen die Texte, die unter einem ganz anderen Thema standen wie z.B. „Ich! Du! Wir!“ oder „Sternenstaub“.
Dazu muss man wissen, dass dies eine eigene Episode der „Gazette“ war unter Chefredakteur Dr. Hans-Christian Meiser im Verlag Kastner, nachdem 16 Jahre lang Hintergrundwissen zu politischen Themen den Lesern geboten wurde. Jede Ausgabe wurde 2019 dann auch noch im A-3-Format hergestellt und der Künstler signierte ein Werk, das dann zusammen in einer kostbaren Kassette als „Collector’s Edition“ angeboten wurde, limitiert auf 999 Exemplare. Diese knappe Kunstausgabe wurde noch weiter begrenzt, dass ab 2020 die „Gazette“ sich wieder voll der Politik zuwandte, nun unter der Weimergroup als Verlag, während die Herstellung in Wolnzach verblieb. Dr. Meiser prognostizierte deshalb der Collector’s Edition einen steigenden Wert am Kunstmarkt.
Am Freitag wurde die Ausstellung mit rund 250 Gästen eröffnet. Julia Leeb und Ugo Dossi reisten aus Icking und Murnau an. Dr. Meiser erklärte nochmals sein Konzept der Verbindung von Kunst mit gesellschaftspolitischer Literatur. Auf hallertau.de finden sich Interviews mit den Künstlern. Die Kunstwerke selbst sowie die
Collector’s Edition wurden angeboten. Der zierlichen, hübschen Julia Leeb war nicht anzusehen, dass sie vor allem als Krisenphotographin unterwegs ist und sich in Krisengebiete wagt. In der Ausstellung wird dies nur mit einem Bild eines Gruppentanzes in Nordkorea erkennbar. Zu den Krisengebieten zählt mittlerweile auch die Antarktis mit ihren schmelzenden Eisbergen. So etwas erfordert ein Schiff außerhalb touristischer Routen. Julia Leeb wählte die gezeigten Werke aus, die im Druckhaus Kastner hergestellt wurden.
Bei Ugo Dossis Werken sind Spezialtechniken zur Herstellung nötig, die auch ein Geheimnis des Künstlers bleiben. Um so bestechender bieten sich die drei Bilder dar, genannt Befreiung, Kuss und Ruhe. Ugo Dossi ist in der Kunstwelt sehr bekannt und mit vielen bedeutenden Künstlern befreundet. In 2021 wird das Ägyptische Museum in München eine große Ausstellung zeigen, in der Dossi die Kultur Ägyptens reflektiert und in die Neuzeit bringt. Dossi hat auch Verbindungen zur Astrophysik, weshalb 200 Collector’s Editionen mit seinem Kunstwerk an Wissenschaftler der TU München und anderer Einrichtungen gingen. Im Gegenzug gab es letzten November einen Gazette-Talk im Edelhotel Andaz, München, in dem die Entstehung des Universums im Mittelpunkt stand. Die Astrophysiker sehen in Dossis Kunst einen starken Bezug zu ihren Erkenntnissen.
Thomas Klingenstein war es nicht möglich, aus Berlin extra anzureisen. Dafür sandte er noch zwei Papierarbeiten. Er verarbeitete in seinen Werken seine DDR-Vergangenheit, gestaltete 150 Meter der verbleibenden Berlin-Mauer und wandte sich fernöstlichen Motiven zu. Marc Gumpinger lässt seine Werke von Künstlicher Intelligenz entwerfen und überträgt das Ergebnis dann in ein Originalgemälde. Für eine Mitarbeit an der Ausstellung in Wolnzach war der Computer-Freak aber nicht zu gewinnen. So hängt von ihm nur sein Gazette-Edition-Kunstwerk. Die Ausstellung ist bis zum 19. September zu den Besuchszeiten des Museums eintrittsfrei bzw. ohne zusätzlichen Eintritt zu besichtigen. Die Gazetten zu den Künstlern liegen auf. ek