Im Kreistag bildete sich unter Landrat Albert Gürtner (FW) eine Mehrheit, die das Pfaffenhofener Rathaus widerspiegelt. Die CSU musste in die Opposition. Eine Schlappe für den CSU-Kreisvorsitzenden MdL Karl Straub. Noch mehr freilich für den CSU-Landratskandidaten Martin Rohrmann. Der Wahlkampf ebbte bei der „Regierungsbildung“ im Kreistag nach. Rohrmann wurde zum doppelten Verlierer. Jetzt ist er im Pfaffenhofener Stadtrat Oppositionsführer, und so wollte es die bunte Koalition auch im Kreistag. In Zeiten der starken Corona-Krise macht sich die Wirtschaft mit der bunten Koalition im Kreistag Sorgen. Der CSU wird mehr wirtschaftlicher Sachverstand nachgesagt. Zusätzlich bestehen jahrzehntelange Beziehungen CSU–Unternehmer. Doch Landrat Albert Gürtner bezeichnet sich auch als Mann der freien Wirtschaft. Die Freien Wähler stellen in der bayerischen Staatsregierung den Wirtschaftsminister. Wenn auch holprig avancieren die Freien Wähler zur wirtschaftsfreundlichen Partei, nehmen die Rolle der CSU ein. Nun sind der Kreistag mit Landrat um so mehr gefordert, die Corona-Krise bestmöglich zu bestehen.
Nicht so gut lief es für die Freien Wähler in Wolnzach. Trotz einer hauchdünnen Niederlage von Bürgermeisterkandidat Simon Zimmermann setzte CSU-Bürgermeister Jens Machold die bewährte Koalition mit Freien Wählern und Grünen nicht fort. Mit zwei Sitzen spielen die Grünen im Wolnzacher Gemeinderat eine andere Rolle als zuvor. Noch dazu ist die Grünen-Marktgemeinderätin Birgit Janecek in den Kreistag gewählt worden und dort Faktionsvorsitzende. Ob das die Aversion der unterlegenen Kreis-CSU in den Wolnzacher Gemeinderat gegen die Grünen schürte? Diese Gunst der Stunde nutzte BfW-Führer Josef Schäch. Mit vielen Versprechungen ebnete er sich und seiner um ihn gescharten Gruppierung den Weg in die „Wolnzacher Regierung“. Die SPD mit herein zu nehmen, erinnert an die Groko der Bundesregierung. Das schwache Abschneiden der SPD auf allen politischen Ebenen macht sie manipulierbar. Auch dieser Schachzug dürfte Josef Schäch zuzuschreiben sein. Für den zweifach unterlegenen SPD-Bürgermeisterkandidaten Werner Hammerschmid eine späte Genugtuung: Er ist nun dritter Bürgermeister Wolnzachs, also irgendwie doch am Ziel. Das dürfte auch die Entscheidung der SPD gelenkt haben, mit dem „geborenen Feind“ CSU zusammen zu gehen.
Der größte Triumph aber fiel Josef Schäch zu. Er ist nun 2. Bürgermeister und starker Mann hinter Jens Machold. Schäch bekundete im WA-Interview, ihm ist es ein großes Bedürfnis nach der Wolnzacher Finanzkrise, seiner Absetzung als Landrat und der gerichtlichen Verfahren, sich zu rehabilitieren mit einer konstruktiven Politik für Wolnzach. Er will an die Erfolge als 1. Bürgermeister anschließen, Firmen und Institutionen nach Wolnzach holen und so manche Rivalität hintanstellen. Seine Politik: Alles zu unternehmen, was Wolnzach nach vorne bringt. Das beherrscht er, wenngleich die Legalität der Mittel unter Kontrolle des 1. Bürgermeisters steht. Schäch will nur eine Periode noch einmal Bürgermeister sein.
Auf jeden Fall gehen damit die schwierigen „Wolnzacher Verhältnisse“ im Gemeinderat zu Ende. Die Totalopposition werden Freie Wähler nicht fortsetzen wollen. Max Wallner und die zwei Grünen werden Beiträge liefern, aber immer demokratisch konstruktiv bleiben. Dr. Peter Rech und Matthias Boeck sind ausgeschieden und damit auch die Bombenwerfer und Quertreiber, wobei Josef Schäch und Thomas Stockmaier sich schon davor absetzten, sich neutralisierten. Es kann also auch dadurch eine konstruktive Politik für Wolnzach zügig vorangebracht werden. Andererseits ist eine kritische Kontrolle durch Bürger und Presse angebracht, womöglich auch von Dingen, die im Gemeinderat nicht mehr offen angesprochen werden. Auch Landrat Albert Gürtner wird eher vorsichtig mit den Wolnzachern umgehen. An den politischen Baugenehmigungen werden wir sehen, ob Wolnzach noch dabei ist. ek