Die Neuinfektionen mit Covid-19 nehmen ab. So war es auch richtig, dass Geschäfte wieder öffnen dürfen. Für sie alle aber gilt: Mundschutzgebot und Abstand von min. 1,5 m einhalten. Der Rückgang der Epidemie ist bislang dem Abstandhalten, der Ausgangssperre, den Besuchsverboten, den Schließungen und der Vereinzelung geschuldet. Die Masken haben sich in den Zahlen noch nicht niedergeschlagen, werden aber bei konsequentem Tragen und Einhaltung strikter Hygiene in der Handhabung einen kräftigen Schub nach vorne bringen. So ist es sicher nicht verständlich, warum IKEA öffnen darf und Karstadt-Kaufhof nicht – wohl gemerkt unter der Einhaltung der Auflagen. Die Kaufhäuser heißen im Englischen department store. So wäre es doch angebracht, die 800 m² pro department, also Abteilung, zu rechnen.
Ebenso ist nicht einzusehen, warum Museen geschlossen bleiben. Die Kirchen rebellieren bereits: wenn der Kommunionsgeber eine Maske trägt und die Vereinzelung in den Gotteshäusern mit 1,5 m Abstand organisiert ist, dann kann nur bei der Kommunion eine Schwachstelle gesehen werden. Die Masken sind kurz davor nach unten zu ziehen, die Hände zu desinfizieren und danach mit frisch desinfizierten Händen die Masken wieder hoch zu ziehen. Wenn 100 % Schutz gesichert ist, kann eine Schließung nicht mehr rechtens sein.
Das gilt auch für Hotels: Wenn die Zimmer bis zu ihrer erneuten Vergabe eine Mindestdauer einhalten müssen, die der Zerstörung des Virus entspricht, das Frühstück als Päckchen ausgegeben wird und alle Berührungspunkte wie z.B. Türklinken, Aufzugsknöpfe und Treppengeländer in einem festgelegten Abstand desinfiziert werden – wo soll da noch ein Ansteckungsrisiko bestehen? Die 18 % Minus im Sozialprodukt Bayerns, die das Ifo-Institut bei zweimonatigen Schließungen errechnet hat, würde sich mit jeder Woche früheren Öffnens um 2 % reduzieren.
So bleiben Familienfeiern, kleinere Vereinstreffen, Schulungen etc. mit der Gastronomie als Hauptproblemfall über. Hier wird in Beziehungsgruppen gerechnet: eine Hausgemeinschaft zählt als 1 Person. Zwischen diesen rechnerischen Personen muss der Mindestabstand gewahrt bleiben. Alle Bedienungen müssen guten Mundschutz, also mindestens FFP2, tragen und die Hygiene dazu einhalten. So könnten Gaststätten wieder öffnen. Noch ungefährlicher wäre dies bei schönem Wetter im Freien. Da ließe sich bei schönem Wetter auch gut heiraten – mit den Abständen zwischen den sog. Personen (Gruppen). Auch Beerdigungen können so wieder besucht werden.
Bei Gemeinderatssitzungen und Schulungen wird bereits dieser Weg beschritten – mit sehr gutem Erfolg. Normalität wird es so schnell nicht geben. Aber mit der nötigen Disziplin kann halbwegs zu ihr zurück gekehrt werden. Prüfungen und Unterricht lassen sich mit Masken abhalten. Der normale Schul- und Kindergartenbetrieb ohne Masken freilich geht wieder voll ins Risiko, solange nicht erforscht ist, warum Kinder fast keine Symptome von Covid-19 zeigen. Es gibt Überlegungen, dass sie sich gar nicht anstecken könnten. Dann dürften auch keine tyischen Abwehr-Antikörper bei ihnen gefunden werden. Warum dies noch nicht untersucht worden ist? Es fehlt am Management der Epidemie.
Großveranstaltungen sind bis 31. August in Deutschland untersagt. Die meisten Veranstalter rechneten eh schon damit. So gibt es heuer auch kein Hallertauer Volksfest in Wolnzach. Die Hopfenkönigin und ihre Prinzessin können ein Jahr länger regieren. Für Wirte, Brauereien, Bedienungen und Bands ist das ein weiterer herber Schlag. Ministerpräsident Söder gibt auch dem Oktoberfest kaum mehr eine Chance. Durch die vielen Ausländer und mangels Vereinzelung sowie nur teilweise möglichen Mundschutz wäre eine neue Infektionswelle die Konsequenz. Fußballstadien werden nur zu einem Sechstel befüllt werden, um die Abstandsregeln einzuhalten bei Maskengebot. Das wäre aber immer noch besser als vor leeren Rängen zu spielen. Beim Einlass und Abgang müssten auch die eineinhalb Meter Abstand zwischen den Familien eingehalten werden.
Es ist aber nicht einzusehen, warum Wandern in den Bergen oder der Natur bei Mindestabstand verboten sein soll. Gerade die Hitze des Sommers und das UV-Licht der Sonne zerstören das Sars-CoV-2, lassen es schnell austrocknen. In Flugzeugen und Kabinenbergbahnen müssten alle Gäste dicht schließende medizinische Masken tragen. Diese müssen im Preis eingerechnet sein.
Und wie sieht es mit Medikamenten für schwerkranke Covid-19-Patienten und dem Weg zur schnellen Impfung aus? Da ist diese Woche wieder nicht oder kaum etwas weiter gegangen. Die Politik funktioniert nur bei Verboten. Viele Verbände und die Kammern fühlen sich nicht zuständig, obwohl das Nicht-Aktiv-Werden ihre Mitglieder schädigt. Die leitende Medizin ist mit Sars-CoV-2 überbeschäftigt, sieht vor dringenden Aufgaben die wirklich wichtigen nicht. Es können große Parallelen festgestellt werden zwischen der Bewältigung der Corona-Krise und der Abwehr des Klimawandels. Unsere gesamtpolitischen Systeme arbeiten ungenügend. ek