Inzwischen kennt jeder Infizierte aus seinem Bekanntenkreis. Das bedeutet aber auch, dass das Risiko selbst angesteckt zu werden, stark zunimmt. Die Bayerische Staatsregierung hat nun mit Österreich gleichgezogen: Friseure, jede Form von Gastronomie und Baumärkte mussten auch schließen. Die Ausgangssperre war defacto schon vorher gegeben. Wo sollen die Bürger am Abend hinfahren, wenn Gastronomie, Kino und Veranstaltungsorte geschlossen sind? Hier stößt das juristisch vage Sendungsgesetz auch an Grenzen des Grundgesetzes.
Aus den Krankheitsverläufen ergibt sich nun ein klares Bild des Ansteckungsrisikos. Bei 85 % der Infizierten wehrt das Immunsystem die Viren ab. Es kommt aber in dieser Phase auch zur Verbreitung von Viren, allerdings in geringem Maße. Das Immunsystem kämpft die Viren nieder. Erst nach zwei Wochen ist die Krankheit abgewehrt. Es besteht keine Ansteckungsgefahr mehr: für die Mitmenschen und den Patienten. Es gibt aber rund 15 % Infizierter, die ein ungenügendes Immunsystem aufweisen. Hier vermehren sich die Viren stark, es kommt zu starken Symptomen (Fieber und trockener Husten), die die Patienten zu wahren Virenschleudern machen. Es muss die Gefahr der Ansteckung der Mitmenschen 1000fach höher angesetzt werden. Das erklärt die Krisenzentren wie Ischgl, Bergamo und New York. Es genügt nicht, diese Menschen in häuslicher Quarantäne zu halten. Sie müssen mit Mundschutzmasken ihr Ansteckungsrisiko bestmöglich minimieren und alle erdenklichen Hygienemaßnahmen ergreifen.
Bei einer Zustandsverschlimmerung braucht es die Einlieferung in ein Quarantäne-Krankenhaus und bei Komplikationen künstliche Beatmung. Hier kann die Medizin das Sterberisiko auf 10 % herunterfahren. Wenn aber das Immunsystem zu schwach ist, wird der Patient nicht gerettet werden können. Hier hat die Politik und die Ärzteschaft auch die Angst, dass die Betreuungskapazitäten nicht ausreichen. Die Flexibilität beim Quarantäne-Bettenaufbau scheint zu greifen. Messehallen und Hotels werden in Isolierkrankenhäuser verwandelt. Auch das Heranschaffen von Beatmungsgeräten zu den Bedarfsstellen wird funktionieren. Wichtig ist der Schutz des Krankenhauspersonals. Diese Techniken müssen auf alle Symptom-Patienten ausgeweitet werden.
Derzeit hat die Politik nur die Mittel der Isolierung, der Vereinzelung und das Schließen von Begegnungsorten. Wenn sich aber ein Virus so aggressiv in der Ansteckung zeigt, greifen diese Schritte zu wenig, um die exponentielle Ausbreitung zu stoppen. In Supermärkten stehen die Kunden an der Kasse Schlange, öffentliche Verkehrsmittel sind Ansteckungszentren, auch das Weiterarbeiten in den Betrieben unterläuft die Isolation. Die Politik weiß, dass das Schließen der Läden und Hotels in die wirtschaftliche Katastrophe führt, wenn dieser Zustand mehr als einen Monat anhält. Auch die Fließbänder müssen wieder anlaufen. Dass gibt aus medizinischer Sicht aber nur eine Rechtfertigung, wenn das Infektionsrisiko und damit die tatsächlichen Infektionen zurückgehen.
Uns wird Südkorea als Beispiel der Corona-Bewältigung vorgehalten. Das häufige Messen sei die Lösung gewesen. Welcher Irrsinn! Die Koreaner tragen durchgängig Mundschutz und halten die Hygienevorgaben ein. Hier muss der Westen umdenken. Auch China fährt seine Wirtschaft mit Mundschutz hoch. Es gibt dort freilich genügend Masken und sie werden kräftig nachproduziert. China ist freilich nicht frei von Corona-Infektionen. Zwar greift dort das Herdensyndrom: die Infektionen gehen zurück, wenn die Mehrzahl der Gefährdeten die Krankheit durchlaufen hat, also die Infektion ersetzt die Schutzimpfung. Alle Virologen und Epidemiker setzen auf diesen Effekt. Das wissen auch unsere Politiker. Die Niederlande stehen offen dazu.
Die Lieferanten von Mundschutz in Deutschland bekommen nicht genügend Nachschub, so dass bereits die Sorge auftrat, dass selbst die Quarantäne-Krankenhäuser nicht genügend Masken vorhalten könnten. In Österreich besteht diese Sorge nicht. Ein österreichischer Großhändler kann den Bedarf decken. Er ist auch in der Lage, die Kliniken ganz Deutschlands zu versorgen. Inwieweit dies für 80 Millionen Bürger zutrifft?
Doch in Heimarbeit könnte doch jeder Talentierte sich aus Stoff seinen eigenen Mundschutz schneidern, ausreichend für das tägliche Leben, nicht genügend für Patienten mit Symptomen. Zur Not reicht auch eine Zeitung als schneller Spontanschutz. Wenn für alle positiv Getesteten dann auch die Vorräte reichen, dann wäre bei richtiger Anwendung die Corona-Krise so schnell in den Griff zu bekommen, wie wir es uns nur wünschen. Vielleicht kann die Labortechnik auch hoch gefahren werden, damit alle Besorgten getestet werden können. Das Abwarten von Symptomen ist völlig ungenügend. Die Ansteckungsgefahr steigt nämlich bei positiv Getesteten bis zum Auftreten von Symptomen schon kräftig an. ek