Destruktion und Rezession

März 23, 2020

Die Verbote und Betriebsschließungen durch die Corona-Epedemie, das Herunterfahren der Industrieproduktion, den Zusammenbruch von Lieferketten und des Tourismus, sowie den globalen Rückgang des Exports gab es bisher noch nie. Das spricht nicht gegen die Globalisierung, da auch jedes Land in sich die Probleme hat. Vielmehr kann die globale Vernetzung eine Krise schneller überwinden.

Wirtschaftspolitik funktionierte bisher immer nur in die andere Richtung, also fördern & unterstützen, damit Unternehmen entstehenund wachsen. Nun kommt mit Betriebsschließungen die Destruktion, die absichtliche Zerstörung des Wirtschaftens. Da genügen finanzielle Almosen nicht, die Ausfälle auszugleichen. Alle geschlossenen Läden, Hotels, Kinos, Messen bedeuten Einnahmentotalausfall bei fortlaufenden Kosten wie Mieten, Personal, Leasing und Finanzierung. Das Kurzarbeitergeld erleichtert bei den Personalkosten. Mehr steht zur Zeit nicht auf dem Tablett. Kredite zur Behebung von Liquiditätsgrenzen müssen zurückbezahlt werden. Das geht nur aus zukünftigen Gewinnen. Aber viele Betriebe können sie nicht erwirtschaften. Die Pleiten kommen dann mit der Kreditrückzahlung. Genauso verhält es sich mit Steuerstundungen. Beteiligungen des Staates kommennur für systemrelevante Großbetriebe in Frage.

An verlorene Zuschüsse des Staates für ertragsschwache Unternehmen mag noch niemand denken oder es gar aussprechen. Das wäre sehr viel teurer für den Staat und würde als ungerecht abgetan werden von den erfolgreicheren Mitbewerbern. Das Gesetz des Marktes heißt Sterben. Wollte der Staat die Kosten-Ertragsdifferenzierung aller geschlossenen Betriebe erstatten, käme dies sehr teuer für den Steuerzahler. Bei Einschränkungen der Geschäftstätigkeit z.B. durch Straßensperrungen gibt es Entschädigungsurteile v.a. im städtischen Einzelhandel. Der Staat wird sich aus dieser Rechtssprechung herausmogeln. Er wird durch Steuerausfälle eh  mitgeschädigt.

Auch die nicht geschlossenen Betriebe verzeichnen Umsatzrückgänge. Die Lufthansafliegt kaum noch. Tourismusveranstalter verzeichnen keine Buchungen mehr. Existenzbedrohung auch hier. Für ertragsstärkere Unternehmen kann da eine Kreditüberbrückung helfen.

Der Schlag auf die Wirtschaft spielt sich weltweit ab. Die Lehman-Krise ließ sich vergleichbar leichter beheben. Sie berührte
zuerst die Finanzbranche, erst später Blasen bei Immobilien. Die Abwrackprämie griff. Die Wirtschaftsexperten errechnen jetzt schon eine weltweite Rezession. Als Exportland trifft sie uns stark. Doch allein schon die innerdeutsche Destruktion der Wirtschaft drückt sich als Rezession aus, womöglich als Depression. Über Nacht sind alle Unternehmensziele Makulatur. In allen Unternehmen laufen Krisenprogramme. Wir haben es mit Negativ-Akzeleratoren zu tun, d.h. die Krise verschärft sich selbst, auch wenn alle Beschränkungen aufgehoben werden.

Dagegen nehmen sich die Probleme der Automobilindustrie vor Corona bescheiden aus. Würde der Stillstand vieler Betriebe über
länger als zwei Monate gehen, fehlen gar die Rechenmodelle. Italien geht in den Staatskonkurs ohne massivste Rettung. Ähnlich wie ertragsschwache Unternehmen müsste diese Finanzierung auch geschenkt werden. Oder die Beträge bleiben in der Bilanz der EZB auf
unbegrenzte Zeit so zinsarm wie möglich. Das Retten von Menschenleben kann eben sehr teuer werden. ek