Zu Beginn eines neuen Jahrzehnts könnte auch ein Ausblick auf die volle Dekade stehen. Doch wer wagt heute schon Prognosen über solch einen Zeitraum? Lediglich die CO2-Ziele reichen in diese Zeiträume. Für den Hallertauer Hopfenbau gelten freilich diese Aussagen als Trends ebenso.
Neulich wurde ich gefragt, warum in der „Aktion – Der Hallertauer“ kaum mehr Hopfenmarktberichte stehen. Meine Antwort: „Der Hopfenmarkt steht auf stabilen und guten Verträgen. Die Bedingungen kennt der Pflanzer“. Man hätte auch sagen können: die Hallertau deckt so große Mengen des Welthopfenbedarfs außerhalb Amerikas ab, dass schon von einer Quasi-Monopolstellung gesprochen werden muss. Allerdings nutzt die Hallertau und mit ihr der ganze deutsche Hopfenbau diese Position nicht aus. Die Brauer der Welt erhalten deutsche Hopfen höchster Qualität immer noch sehr günstig. Allerdings genügen die Vertragspreise den Pflanzern, selbst für Investitionen in die Zukunft. Zu übersehen ist aber nicht, dass die Zahl der Hopfenbaubetriebe kontinuierlich schrumpft, während die Gesamtanbaufläche steigt, noch mehr bei den Einzelbetrieben.
Das aber löst keinen Alarm aus: die Zunahme der Anbaufläche pro Betrieb entspricht den Möglichkeiten der heutig verfügbaren Technik, also der Rationalisierung. Der Markt ist aber im Lot: der Pflanzer kann immer preiswerter Hopfen erzeugen, bezogen auf den Zentner, dafür gibt es keine Preisänderungen bei den auskömmlichen Vertragspreisen. In den USA verläuft es ähnlich, nur eben auf doppeltem Preisniveau. Dort wird schneller überproduziert, muss also mehr Marktbeobachtung vorgenommen werden. Dafür reagieren die US-Pflanzer schneller auf ihre Analysen und die Änderung der Sortenwünsche der Brauer. Sie sind ja nur etwas über 110 Betriebe, wenn die neuen Hazadeure nicht gezählt werden, so wie sie der Markt sowieso enden lässt. Der US-Hopfenmarkt lebt immer noch von einer Zunahme des Craftbiermarkts, die freilich von Jahr zu Jahr schwindet. Eine leichte Unterdeckung in der Hopfenversorgung täte da gut.
In den USA herrscht künstliche Bewässerung als Standard. Ernteschwankungen kommen von Schädlingen. Unter Trump wird in der Bekämpfung so fortgefahren wie all die Jahre zuvor. Auch bei seinen Nachfolgern wird keine fundamentale Umorientierung auf biologischen Anbau erfolgen. In Europa ergibt sich eine ganz andere Lage. Der Klimawandel schreitet fort. Wassermangel und Hitze bestimmen die Erntemengen. Nun kommt auch noch eine Umorientierung der Politik und der Industrie im Pflanzenschutz hinzu. Zugleich kommen die Gegenmaßnahmen zu zögerlich und schwach. Es wird weiter auf gut Glück beim Regen gespielt, anstelle in eine Bevorratung des Überschusses aus dem Frühjahr zu investieren. Auch an eine Beschattung vor sengender Sonne ist gedacht. Sie findet sich in der Realität nicht. Statt dessen wird die Fläche weiter ausgedehnt. Bewässerung aus dem Grundwasser ist nicht steigerbar. Im Pflanzenschutz hat Hüll die Neuorientierung begonnen. Greifbare Ergebnisse dauern.
Im Pflanzenschutz ist aber heute schon klar, dass die Durchschnittserträge bei mehr biologischer Ausrichtung sinken werden (Vortrag von Dr. Weihrauch bei IGN) bei steigendem Arbeitseinsatz. Die Hitze- und Trockenheitsinvestitionen sind zwar mehr einmalig, aber dafür sehr hoch. Das läßt sich nur mit steigenden Vertragspreisen kompensieren. Natürlich müssen aus Brüssel Zuschüsse für Klimamaßnahmen kommen. Auch Aiwanger wollte Mittel beisteuern aus dem Hochwasserfond. Damit muss aber endlich begonnen werden. Flächenausdehnungen sind im biologischen Pflanzenschutz unausweichlich. Der erhöhte Arbeitsaufwand muss sich auch in den Preisen rechnen. Wer will schon einen braunen Hopfen als Qualitätsprodukt verkaufen? ek