Die Schankgaststätte in der Wendenstraße, offiziell „Zum Augustiner“ benannt, aber allseits im Markt als „Stilwirt“ bekannt, zählt zu den Qualitäten des Marktes, also zu den Einrichtungen, auf die wir nicht nur stolz sind, sondern einmalig. Er bietet Heimat über alle Generationen und Gesellschaftsschichten. Hier ist jeder gleich viel wert und willkommen. Auch an Historie über die letzten Jahrzehnte fehlt es nicht. Der Stilwirt ist etwas ganz Besonderes. Seine Atmosphäre findet sich nirgendwo. Mit der Schließung des Sonnenwirts verbleiben eh nur drei bayerische Wirtschaften im Markt. Der Stilwirt wird immer wichtiger.
Darüberhinaus bietet er Konzerte, deren Besuch sehr preiswert ist. Meist wird nur ein Hut herumgereicht, in den jeder das gibt, was ihm der Abend wert ist. Die Musiker sind allesamt Freunde des Gastwirts Georg „Muskel“ Appel. Meist übernachten sie bei ihm und haben so nur Reisekosten. Dann kann jeder mit der Gage leben. Zusätzlich schätzen sie das Lokal, seinen Club-Charme und die Fachkenntnisse des Wirts. Da er selbst ein hervorragender Musikant und Komponist ist, kommt so ein Treffen auf Augenhöhe zustande, von dem alle Gäste profitieren. Alle wollen wieder auftreten, für viele zählt der Wolnzach-Einsatz zur Jahresplanung. Letzte Woche fügte sich Bernd Rinser in die Reihe der Stammmusiker ein.
Am letzten Mittwoch vor Weihnachten gibt der Schorsch ein Dankeskonzert an seine Gäste. Dabei schließt sich ihm immer Peter Trapp mit seiner Gitarre an. Neue Lieder hält Muskel bereit, sind bestens geprobt. Sogar ein Wolnzach-Lied von Muskel gehört zum Repertoire. Lokaler geht nicht. Dabei sind die Auftritte vom Schorsch keine Selbstverständlichkeit mehr. Wiederholt lag er im Krankenhaus mit einer schlimmen Infektion. Jederzeit kann sie wieder kommen. Doch die Musik ist Schorschs Leben und sie hält ihn bestmöglich stabil.
So richtig Kraft gibt ihm seine Band „A Baker’s Dozen“. Fotos ehemaliger Mitglieder hängen an den Wänden der Wirtschaft. Sie leben dort weiter. Wenn Schorsch gut aufgelegt ist, legt er CDs seiner Band ein und da wird die Superqualität seiner Songs so richtig erkennbar. Bei „A Baker’s Dozen“ singt Schorsch und spielt auf der Ziehharmonika die Melodien, begleitet von Bass und Schlagzeug. Alles Wolnzacher. Wir können das nicht viel genug schätzen. Vielleicht gibt es auf dem Weihnachtskonzert auch einen kürzeren Auftritt dieser Formation.
Eigentlich gilt dieses Konzert als absoluter Geheimtipp. Dennoch ist die Wirtschaft stets rappelvoll. Alle Gäste rechnen sich zu den privilegierten Stammgästen. Aber warum auch nicht? Sie kommen dann bald so vorbei. Stets sind auch viele Musiker unter den Zuhörern. Manche wirken beim Musikanten-Stammtisch mit, der auch beim Stilwirt ein originelles Zuhause gefunden hat. Wolnzach als Musikmarkt. Wir sollten jeden dieser Abende wertschätzen und besuchen.
Der Stilwirt ist daher von seiner Bedeutung sowohl als „Wohnzimmerbühne“ für heimische und überregionale Künstler als auch als Schankstätte mit viel Lokalkolorit nicht zu unterschätzen. ek