Große Allianzen entstehen

Dezember 16, 2019

Die Klimakonferenz von Madrid hat wieder einmal gezeigt, wie schwierig die Nationen der Welt im Kampf gegen den eingetretenen Klimawandel auf eine Linie einzuschwören sind. Da zeigen die Wissenschaftler, wo wir heute stehen und was uns noch alles droht, wenn alle so weitermachen. Der Egoismus bzw. die unterschiedlichen Interessenlagen der einzelnen Länder führen nur zu sehr schwachen Einigungen. Die USA unter Trump verlieren gar den Anschluss, obwohl die Wirtschaft und das Volk der USA durchaus die Bedrohungen anerkennen und aktiv bleiben wollen. Arme Länder suchen hingegen den Anschluss an den Wohlstand und kümmern sich weniger um die Verhinderung des weiteren Klimawandels, sofern sie nicht mit dem Anstieg des Meeresspiegels unterzugehen drohen.

Deshalb wird es immer wichtiger, dass die EU die Führungsrolle bei den Gegenmaßnahmen einnimmt. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den Klimaschutzgang hoch angesiedelt, auch wenn die EU inzwischen nur noch 7 Prozent der CO2-Emissionen zu verantworten hat. China mit seinen Kohlekraftwerken liegt bei 27 Prozent! Der CO2-Ausstoss geht immer noch steil nach oben. Ein Knick der Kurve ist noch nicht zu sehen. Gleichzeitig legen in den USA die Neuzulassungen von SUVs und Pickups unvermindert zu. Auch die Klimaschutzgesetze der Bundesregierung enttäuschen. Greta Thunberg und der Protest der Jugend sind nötiger denn je. Ihnen stehen neue Katastrophen bei. Anscheinend lernen die Völker erst aus gigantischen Schäden. Meist trifft es aber die armen Länder.

Wo bleibt da die Hoffnung? Interessanterweise ergeben sich gerade neue starke Allianzen. Wer meint, die Unternehmen der westlichen Welt wollten möglichst lasche Umweltgesetze, wird in Brüssel gerade eines Besseren belehrt. Sie bekannten sich letzte Woche zu einem starken Gegensteuern. Ökonomisch gesehen lässt sich ein Wandel der Technik und des Lebensstils aber nur erreichen, wenn die CO2-Emissionen hoch besteuert bzw. bepreist werden. Solange Kerosin im Flugverkehr ohne eine Steuer belegt wird, haben synthetische, CO2-neutrale Kraftstoffe keine Chance.

Es geht auch gar nicht so sehr um Förderung von Innovationen – dem Denkmuster der EU. Die Unternehmen haben eigene Innovationen bereits erarbeitet und finanziert. Sie wollen damit in den Markt und helfen. Natürlich zielt alles auch auf Technologieführerschaft und Export dieser Klimaschutzeinrichtungen und –verfahren ab. Die drohende Rezession würde somit ausgehebelt. Es gibt im Kampf gegen den Klimawandel so viel zu tun, dass daraus ein gigantisches Wirtschaftswachstum abzusehen ist. Die halbe Welt muss umgebaut werden, muss neu entstehen, um die CO2-Emissionen abzubauen. Wenn die EU und hier vor allem das starke Deutschland vorangehen, werden die anderen Nationen folgen. Keiner will technologisch abgehängt werden. Am wenigsten Chinesen, Japaner und Koreaner.

Dabei fällt auf, dass China viele selbst entwickelte Technologien nicht einsetzt und auf Europa wartet. Technologieführerschaft trauen sich die Chinesen nicht zu. Daraus ergeben sich aber neue starke Allianzen. Wenn China sich mit der EU auf dem Gebiet des Klimaschutzes verbündet, entstehen die Hebel, die den Klimawandel eindämmen. Die Bedeutung militärischer Führerschaft bis hin zu Atomwaffen verliert sich, wenn es um die Rettung des 2-Grad-Ziels geht. Das hat Trump noch nicht verstanden. Nicht Isolation und Zölle sind Gebot der Stunde, sondern Allianzen, Zusammenarbeit zwischen den Technologie-Nationen. Wozu noch militärische Stellvertreterkriege, wenn der Krieg gegen den Klimawandel angebrochen ist. In Madrid erlebten wir noch die alte Welt. Die nächste Klimakonferenz wird völlig anders ablaufen. Da bestimmen die Macher die Verhandlungen und teilen die Macht unter sich neu auf. Die EU wird dabei sein. Vielleicht wird deshalb Trump nicht wieder gewählt. Auch ein Boris Johnson wird sich viel stärker an die EU anlehnen müssen. Es gibt eigentlich keinen Brexit. ek