Zum fünften Mal zeigen Surrealisten aus ganz Europa, allerdings mit Schwerpunkt Polen, unter dem Titel „Magical Dreams“ in Wolnzach ihre Werke. Organisiert wird die Ausstellung aus 35 Malern und 6 Bildhauern von der Galerie Bator, im polnischen Skigebiet Szczyrk. Wolnzach bildet immer die Schlußstation der Wanderausstellung, bietet einen finalen Höhepunkt mit polnisch-bayerischer Bewirtung, Musik und Reden zu Europa. Der polnische Generalkonsul kommt immer zur Ausstellungseröffnung aus München und übernimmt die Schirmherrschaft. Heuer hinterließ Generalkonsul Jan Malkiewicz einen besonders positiven Eindruck. Er will eine Fotoausstellung einer anwesenden Künstlerin in München mittragen.
Es kamen immerhin drei ausstellende Frauen aus Polen zur Vernissage neben Angerer dem Älteren aus Biburg und Fabricio Ricardi aus Mailand. Bruno Altmayer aus Paris war schon auf dem Weg als sein Auto ausfiel. Die Galeristin Kasia Bator kam heuer ohne Vater, nahm dafür ihren Ehemann und ihre zwei Kinder mit. Sie brachte die frohe Botschaft mit, daß die Künstler von Magical Dreams nächstes Jahr in Paris empfangen werden, auf der großen Kunstausstellung im Grand Palais. Wolnzach fungiert wieder einmal als Bindeglied zwischen Ost und West. Die Ausstellungsmanager des Grand Palais kennen Wolnzach. Immerhin wurde aus Wolnzach vor 10 Jahren der Waggon Dalis ins Grand Palais gebracht. Nun entschieden sie: Wer in Wolnzach ausstellt, darf dies auch in Paris tun. Die Welt ist also klein.
Bis Ende Oktober fasziniert der Ausstellungsraum des Deutschen Hopfenmuseums mit einer Intensität von Motiven und Farbenfülle, wie es sonst keine Werke vermögen. Jeder Künstler kann nur eine Arbeit zeigen. Die Abstände zwischen den Bildern betragen oft nur wenige Zentimeter. Das erfordert sehr viel Bedacht in der Hängung. Da müssen die Farben zusammenpassen und fließend ineinander übergehen. Trotz sehr unterschiedlicher Größen der Bilder geschieht immer ein Wunder: alle 36 Gemälde passen nebeneinander. Um so mehr Bilder in einer Reihe hängen, um so kleiner werden die Abstände.
Der Bürgerbräu-Gasthof lieferte wie immer bei Magical Dreams polnische Nationalgerichte Bigos und Piroggy. Eine Küchenmitarbeiterin kommt aus Polen. Sie gibt sich besondere Mühe und die Gäste genießen den Geschmack sehr. Ja, Magical Dreams bringt Polen den Deutschen näher. In Wolnzach lebende Polen kommen gerne. Die Aufwertung ihres Landes im Markt schätzen sie. Schließlich sind polnische Autokennzeichen von allen ausländischen im Markt die häufigsten. Ohne die Polen würde die Arbeit im Hopfenbau, aber auch die häusliche Pflege Älterer nicht zu bewältigen sein. Magical Dreams steht auch für diese Anerkennung der intereuropäischen Zusammenarbeit. Der Ukrainekrieg brachte Polen und Deutschland in der Bedrohung durch die russischen Truppen und der Betreuung der Millionen von Flüchtlingen so eng zusammen wie noch nie. Die Staaten erfuhren eine Schicksalsgemeinschaft.
So kamen Anrufe aus ganz Deutschland, um sich für ein Nichtkommen zur Vernissage zu entschuldigen. Ein Vergleichbares gab es nicht einmal zur Lüpertz-Ausstellung. Magical Dreams stellt einen letzten großen Höhepunkt des Jubiläums „125 Jahre Wolnzacher Anzeiger“ dar. Das wird anerkannt. Zugleich verpflichtet es auch, in der Medienarbeit stets die europäische Einigung zu unterstützen. Kunst wirkt so auch politisch. Und wer die Bilder genau ansieht, findet sehr viel Ironie und Sarkasmus. Wir sind also auch in unserem Alltag gerufen, mehr für Demokratie und Überwindung überholter Traditionen sowie Dünkel zu leisten. Magical Dreams bringt den Zeitgeist 125 Jahre nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe des Lokalblatts für Wolnzach. ek