Letzte Woche tagten beide Wirtschaftsvertretungen des Landkreises: der Wirtschaftsbeirat Pfaffenhofen und der Regionalausschuss Pfaffenhofen der IHK. Der eine in Präsenz, der andere per Videokonferenz. An beiden nahm Landrat Albert Gürtner teil und unterstrich in seinen Redebeiträgen eine große Bereitschaft, den Unternehmen des Landkreises zur Seite zu stehen. Damit tritt er in die Fußstapfen von Vorgängern, die als „Wirtschaftslandräte“ von sich reden machten. Denn die Ermessensspielräume des Landratsamts sind groß. So schilderte Logistik-Großunternehmer Alfred Amenda, dass das Umschreiben von Führerscheinen oder das Zulassen von LKWs sich stark unterscheidet zwischen den Landratsämtern.
Das Landratsamt Ebersberg sieht sich als Service-Einrichtung für die Bürger und ihre Unternehmen. Albert Gürtner formuliert es gerne ähnlich. So ein Umdenken erfolgt nicht von heute auf morgen, doch bei konsequenter Einbringung des Landrats sind bald Früchte sichtbar, was dem Landrat die Wiederwahl garantiert. Gürtner sichert jedem Unternehmer einen schnellen Termin bei ihm zu – spätestens binnen eines Werktages wird er mitgeteilt. In beiden Gremien dominiert das Problem des Fachkräftemangels. Für die Ausbildung engagiert sich die Wirtschaftsfördereinrichtung KUS vorbildlich, auch für die Mobilisierung von Beschäftigungsreserven wie bei „Frauen zurück in den Beruf“. Mit Johannes Hofner als Leiter der KUS hat der Landkreis eine sehr glückliche Hand gezeigt. Die IHK räumte ihm viel Redezeit ein, alle seine Projekte vorzustellen.
Im Wirtschaftsbeirat wurde die gezielte Anwerbung von Fachkräften und Auszubildenden aus dem Ausland angesprochen. Gerade im Handwerk zeigt sich die Nachwuchslücke. Gürtner hat eine Halbtagskraft abgestellt, die sich voll der Anerkennung ausländischer Arbeitssuchenden annehmen soll. Auch der Bau von Sozialwohnungen steht weiter auf der Agenda des Landrats, wobei die Trägerschaft bei den Kommunen liegt. Der Wirtschaftsbeirat arbeitet zu. Ehrenvorsitzender Bernd Huber besuchte ähnliche Initiativen im Landkreis Dachau. Der Blick über den Zaun zu anderen Landkreisen zeigt sich immer als vorteilhaft.
Der Regionalausschuss der IHK verurteilte den Entschluss des Pfaffenhofener Stadtrats, den Gewerbesteuerhebesatz von 345 auf 390 zu erhöhen. Das passe nicht in die Wirtschaftskrise, noch dazu hindert dies Unternehmen bei der Ansiedlung, so dass andere Gemeinden (Wolnzach mit 300) attraktiv werden. Eine Senkung der Gewerbesteuer unter 300 hätte genau den Effekt, dass die Einnahmen der Kommune steigen, weil sich mehr Unternehmen niederlassen. So hofft die IHK, dass sehr schnell der Hebesatz der Kreisstadt wieder fällt.
Frau Elke Christian, die Geschäftsstellen-Leiterin der IHK in Ingolstadt, wird ab 1.7. Bereichsleiterin aller Regionalausschüsse von München und Oberbayern, da Dr. Robert Obermeier in Ruhestand tritt. Seine Funktion als Chef-Volkswirt übernimmt Dr. Jochen Wiegmann, der sich dem Regionalausschuss vorstellte. Frau Christian wird aber mindestens bis Jahresende der Geschäftsstelle Ingolstadt weiter vorstehen. Offensichtlich kommen die besten Fachkräfte aus unserer Region. ek