Der Verband der Bayerischen Wirtschaft (VBW) stellte letzten Mittwoch eine Studie vor, die er in Auftrag gegeben hatte, die die weitere Entwicklung der Versorgung Bayerns/Deutschlands mit Rohstoffen erfassen sollte. Daraus kamen schon Pressemeldungen wie „in 15 Jahren geh Lithium weltweit zu Ende“. Doch die Diskussionsrunde nach der Präsentation der Hauptergebnisse verlief wesentlich hoffnungsvoller. So sieht BMW eher zuversichtlich in die Zukunft: Der Konzern ist über Jahre mit Belieferungen aller Rohstoffe durch Termingeschäfte abgesichert. Doch alle Rohstoffe werden teurer, also auch die Modelle von BMW. Eine Materialkunde-Professorin erweckte gar die Hoffnung, dass es der Wissenschaft gelingen könnte, Engpässe gewisser Rohstoffe durch ihre Substitution beseitigen zu können.
So sei die Diskussion um Seltene Erden nahezu verstummt. Bei den vorherrschenden Lithium-Ionen-Batterien konnte Kobalt stark verringert werden. BMW setzt auf völlig neue Batterien mit völlig neuen Rohstoffkomponenten. Manche Rohstoffe seien freilich nie in die Schlagzeilen der Presse gekommen. So stieg der Preis für Rodium, ein Edelmetall, stärker als der Bitcoin. Das verteuere ein BMW-Fahrzeug um mehrere 100 € trotz des sehr geringen Anteils. Insgesamt wird mehr auf die Rohstoffe geachtet werden. Bei vielen werden die Ressourcen knapp. Selbst bei Kupfer und Nickel. Und ihre Gewinnung wird nun stark unter CO2-Ausstoßmengen gemessen.
Die derzeitige Lieferkettenproblematik richtet aber auch das Augenmerk auf heimische Produktion. So soll Lithium auch in Deutschland gefördert und raffiniert werden. Die Förderung von Sand und Kies müsse vor Ort erfolgen und mit dem Bedarf mithalten. Große Bedeutung komme dem Recycling zu. Experten sehen schon eine komplette Versorgung aus wiedergewonnenen Rohstoffen v.a. bei Edelmetallen. Diese Wiedergewinnung führt in der Regel aber zu höheren Preisen als der originäre Abbau aus dem Boden. Der Markt werde sich immer nach den Gestehungskosten richten. Womöglich wird aber auch die Schädigung der Umwelt bewertet, wenn ein Recycling nicht stattfindet wie etwa bei Handys und anderem Elektromüll oder Plastik.
Andererseits muss ja in eine lange Zukunft geblickt werden. Ähnlich dem gedankenlosen Fördern, Raffinieren und Verbrennen von Kohle, Gas und Öl, erfolgte die Ausbeute von Rohstoffen nicht zimperlich. Auf die Zukunft betrachtet waren alle Preise zu niedrig und deshalb der Umgang mit den Rohstoffen zu verschwenderisch. Ein Musterbeispiel stellt die Lithium-Ionen-Batterie, obwohl sie auch schon bisher als sehr teuer angesehen wird. Selbst größte Batteriewerke können darüber nicht hinwegtäuschen, dass dieser Irrweg an Rohrstoffverschwendung in zwei Jahrzehnten ein Ende findet – mit der gewollten Elektrifizierung der Mobilität gar schon in 10 Jahren.
Hier wiederholt sich das Dilemma der Energiewende. Sie bedeute auch eine Ressourcenwende. Es wird gigantische Veränderungen in den nächsten drei Jahrzehnten geben. Die Rohstoffpreise werden tanzen – mit vielen Fehlspekulationen. Es gibt auch Innovationen, wie z.B. die von BMW gesehene neue Batterie – und sie ist nicht die einzige. Doch sie reichen bei weitem nicht aus. Denn durch die CO2-Vermeidung und der Recyclingfähigkeit werden viele Lösungen ausscheiden. Auch die Gesundheitsgefährdung wird heute bereits viel kritischer gesehen. Not macht erfinderisch. Dieses Sprichwort gilt mehr denn je.
Es ist also das Zeitalter der Unternehmer, die Lösungen erkennen und sie in den Markt bringen. Bis auf Ugur Sahin und den dahinter stehenden Strüngmann-Brüdern ist derzeit in Deutschland keine Persönlichkeit von diesem Format erkennbar. Die USA haben/hatten Bill Gates, Steven Jobs, Jeff Bezos, Elon Musk, Mark Zuckerberg. In 28 Jahren ist die Herstellung fast aller Produkte komplett neu zu erschaffen. Doch es besteht auch völlig neue Einblicke in die Physik. Wenn sie umgesetzt und zu Ende gedacht werden, gäbe es keinen Rohstoff mehr, der nicht künstlich hergestellt werden kann und Energie fast zum Nulltarif. Vielleicht schaffen wir Europäer das. Den Traum vom Alchemisten kennen wir. Nun ist es Zeit, ihn Realität werden zu lassen. ek