In den Weihnachtskarten der KASTNER AG findet sich bereits die Ankündigung, dass der WOLNZACHER ANZEIGER in 2022 125 Jahre alt wird. Das ist für einige bereits erklärungsbedürftig, denn den „WA“ gibt es in seiner Form als Tageszeitung für Wolnzach nicht mehr. Genau genommen seit 2006. Denn damals kündigte der DONAU KURIER als Mantelträger die Zusammenarbeit nach 53 Jahren auf. Im Internet wurde unter www.hallertau.info weiter über Wolnzach und die ganze Hallertau berichtet – mit hohem Aufwand, der Tradition und den treuen Lesern geschuldet. Eine Neuorientierung als Hallertau-Magazin unter www.hallertau.de mit professioneller Grafik/Choreographie vollzog Dennis Kastner. Die verlegerische Rolle ging auf ihn über, auf eine neue Generation.
Auch die „Aktion – der Hallertauer“ firmiert unter WOLNZACHER ANZEIGER. Sie blieb immer ein Druckprodukt und hat den Zentrum ihrer Inserenten in Wolnzach. Wolnzach blieb also Mittelpunkt der Hallertau. Die Corona-Krise des Einzelhandels und der Gastronomie wirkte sich auf dieses Medium stark aus: wozu Werbung, wenn das Geschäft geschlossen ist, Tage der offenen Türen abgesagt werden, wie zuletzt im November? Für den Verlag stellt sich dadurch auch die Frage, wie die Mitarbeiter anderweitig beschäftigt und finanziert werden können. In Konsequenz musste so die Pflege von www.hallertau.de eingestellt werden. Das 125-jährige Jubiläum gibt für diese beiden Medien keinen Grund zu feiern.
Die Lokalredaktionstradition des WOLNZACHER ANZEIGERS liegt damit voll bei der WOLNZACHER WOCHE, die den WOLNZACHER ANZEIGER im Untertitel trägt. Sie agiert vor allem im Internet, wurde aber so angelegt, dass sie auch als PDF ausgedruckt werden kann. 50 Exemplare werden lokal verteilt. Natürlich kann so ein Miniformat eine Vollberichterstattung nicht ersetzen, nur Impulse zur Entwicklung des Marktes geben. Der Leser muss auch akzeptieren, dass sich auch Welt- und Landespolitik in der „WoWo“ finden. Doch es sind immer Einsichten, die der Mainstream-Presse voausgehen mit einem völlig unabhängigen Blickwinkel. Eigentlich müsste die Bayerische Staatskanzlei die „WoWo“ jeden Montag lesen.
Sie bliebe damit in einer anderen Tradition. Als Tageszeitung und auch in der „Aktion“ fanden sich eingehende Markteinschätzungen vorwiegend zu Hopfen. Zeitweise wurde sie noch am selben Tag ins Englische übersetzt und von der US-Hopfenwirtschaft gelesen. Der WA schaffte sogar eine Entspannung im Konflikt zur Fußball-WM 2006. Zu laut schimpften bayerische Institutionen gegen das Budweiser-Bier in der Allianz-Arena. Der US-Präsident wurde von Anheuser-Busch eingeschaltet. Ein Maulkorb für Wiggerl Hagn und den Bayerischen Brauerbund stand im Raum. Doch in dieser Lage schrieb der WA den Ende des Konflikts mit einem einzigen Artikel: Wer bayerischen Hopfen für sein Bier einsetzt – bei Budweiser sind es um die 25 % – kann per definitione kein schlechtes Bier brauen. Die hallertauer Hopfenbauern durften wieder ihren guten Hopfen liefern.
Längst hat sich die Tochterfirma des WOLNZACHER ANZEIGERS – die KASTNER AG – auf eigene Beine gestellt, bringt rund 40 Periodika heraus, spielt in der Druckbranche unter den Größeren mit. Doch auch hier hinterlässt die nun zweijährige Wirtschaftskrise tiefe Wunden. Das soll natürlich ein Jubiläum nicht gefährden, wenngleich es nicht so üppig und vielfältig wie das 100-jährige gefeiert wird. Mit Markus Lüpertz wird ein erster Paukenschlag gesetzt. Im Herbst kommt die Surrealisten-Großausstellung „Magical Dreams V“ ins Hopfenmuseum. Zusätzlich soll ein Konzert von Mark Drobinsky nachgeholt werden. Weitere Musikveranstaltungen sind in Planung. Leider muss dabei „auf Sicht“ geflogen werden. Doch der Segen von PfarrerMaximilian Roeb wird immer irgendwie dazu passen.