Beim IGN-Hopfentag 2021 am Donnerstag zwischen Hopfengärten der Familie Schönauer weit hinter Rohrbach wurde den rund 120 Gästen wieder nur ein reduziertes Programm wie im Vorjahr geboten. Doch alle Teilnehmer freuten sich über den persönlichen Kontakt, sogar komplett ohne Masken, aber perfekter Registrierung, und die informellen Gespräche untereinander. Die „Hopfenfamilie“ traf sich. Therese Hagl begrüßte als Hopfenkönigin im dritten Jahr. Einer der wenigen Auftritte für sie. IGN-Chef Mario Scholz führte souverän durch das Programm. Er hieß besonders viele Brauer willkommen, die von weit her angereist waren. Prof. Narziß, 96, schaffte es nicht mehr, ließ aber herzliche Grüße ausrichten. MdB Erich Irlstorfer hielt eine Wahlkampfrede: Umweltschutz und Landwirtschaft müssen besser in ein Boot gebracht werden. Pflanzenschutz sei nötig, es brauche neue Mittel, Schulungen und kein Bashing.
Michael Eisenmann, 2. Vorsitzender der IGN, wies in seinem Vortrag genau auf diese Probleme hin: Es fehlen die Mittel. Es kann doch nicht mit untauglichen Wirkstoffen dann um so mehr gespritzt werden. Noch dazu rennen die Preise davon, nicht nur beim Pflanzenschutz, sondern auch beim Heizöl, Draht und den Schleppern sowie den Kosten der Aushilfen durch Tests, die der Pflanzer zu bezahlen hat, sowie steigendem Mindestlohn. Doch in die Hopfen-Verträgen würden gerade in den ferneren Jahren sinkende Preise angeboten.
Mario Scholz übernahm heuer die Ernteprognose für die Hallertau. Mit 40.000 t fiele sie in etwa wie in 2020 aus. Beim Alpha müsste gerade beim Herkules noch kräftig aufgeholt werden. Die Ernte werde erst im September begonnen werden können. Der Rückstand in der Vegetation konnte nicht vollends aufgeholt werden. So hoffen alle auf sonnenreiche, heiße Wochen bis Ernteende. Auf jeden Fall würden die Brauer in ausreichender Menge und guter Qualität versorgt werden können. Es wird ein stabiles Preisniveau erwartet, das an 2020 anschließt. Von einer Überproduktion war keine Rede mehr. Die Hagelschäden in den deutschen Gebieten außerhalb der Hallertau z.B. Elbe-Saale und Bitburg mahnen zu einer Mindestlagerhaltung. Die Gesamtfläche sei leicht gefallen. Die Ernteschwankungen liegen wesentlich höher als der
derzeitige Rückgang des Weltbierkonsums um 5 %.
Die Erklärung für das eher schwierige Jahr 2021 – trotz mehr Regens – lieferte Georg Kindsmüller vom Hopfenring. So setzte die Peronospora wegen der Feuchtigkeit den Pflanzen stark zu. 6-7 Spritzungen waren und sind noch nötig. Dafür trat die Spinnmilbe/Rote Spinne in 2021 kaum auf. Die Blattlausinvasion konnte wegbehandelt werden. Beim Mehltau rettete eine Notzulassung die Ernte. Hier müsse vorbeugend gespritzt werden. Dazu setzte Scholz ein Sprichwort: „Wenn der Hopfen dich anlacht, lacht er dich aus.“
Adolf Schapfl ging auf die Welthopfenmengen ein. Die USA erwarten eine durchschnittliche Ernte trotz Hitzeschwierigkeiten im Juli (48 °C) von 50.000 t bei über 25.000 ha Fläche. Tschechien und Polen rechnen trotz Hagelschäden zusammen mit 10.000 t. Slowenien liegt um 25 % unter Durchschnitt wegen Hagels. Die
Welterntemenge liege bei 125.000 t, also wie im Vorjahr. Doch Schapfl konnte sich nicht verkneifen, auf ein eklatantes Einkommensproblem hinzuweisen. Während die USA 22.500 €/ha erzielen oder in Summe 565 Mio. €, läge der deutsche Hektarertrag nur bei 13.900 €, in Summe 280 Mio. €. Die Brauer Deutschlands und der Welt dürfen sich über mehr als günstige Preise freuen. Wohl steckt dahinter eine Überlegung, wer die Bevorratungskosten für Ernteschwankungen zu tragen habe. ek