Der Barthbericht ‘21

August 10, 2021

Alljährlich trägt der Hopfenbericht der Firma BarthHaas alle Daten der abgelaufenen Ernte, die Witterungsverhältnisse des aktuellen Jahres und einen Marktausblick auf die anstehende Ernte für und über alle hopfenerzeugenden Länder zusammen. Es steckt viel Arbeit darin. So findet sich auch eine langjährige Statistik der Alphaerzeugung für jedes Land und der Welt kumuliert. Beim Alphaverbrauch werden Erfahrungswerte herangezogen. Es ist leicht, wenn die Weltbrauproduktion zurückgeht, diesen Wert auf den Hopfen- und damit Alphabedarf herunter zu rechnen. Somit wurden 2020 4,9 Prozent oder 92.907.000 hl weniger gebraut als 2019.
In der Marktbeurteilung schlägt BarthHaas sehr harte Worte an: Es dürfte keine weitere Flächenausweitung, zumindest in der Hallertau, geben. Nach zwei Ernten, die über der Marktnachfrage lagen, zieht BarthHaas die Notbremse. Wohl ahnt man in Nürnberg bereits, dass 2021 eine sehr starke Ernte eingefahren wird. Es wurde aber auch festgestellt, dass in 2020 gegenüber 2019 relativ zur Fläche weniger Hopfen geerntet wurde. Dies wird dem Klimawandel zugeschrieben. Was allerdings aus marktpflegerischen Gründen nicht genannt wird: Die Hopfen von 2019 hatten wenig Inhalt, während 2020 eine sehr gesunde Ernte eingefahren wurde, auch wenn der Hektarertrag geringer ausfiel, 2020 steckte viel mehr Brauwert in den Hopfen steckte.
Nach der Ernte ‘21 wird von Handelsseite also die Rodung bzw. der Flächenabbau gefordert werden. Damit setzt BarthHaas auf normale Ernten in 2022 und danach. Das ist ein Widerspruch, zum testierten Klimawandel und seinen stark gestiegenen Risiken. Was wäre gewesen, wenn der Hagel, der vor einer Woche in Kempten fiel, die Hallertau getroffen hätte? Wir zittern uns bis zur Ernte durch. Eine gute Ernte ist inzwischen wie ein Olympiasieg. Eigentlich müsste der Handel Rechnungen wie bei Versicherungen anstellen. Doch wenn in einem Jahr die Hopfen wieder so knapp werden wie 2008/09, dann hat das Rechenwerk versagt. Es wäre also besser, die Bevorratungsmenge zu ermitteln. Erst wenn dieser Sicherheitsbestand überschritten wird, kann die Fläche zurück genommen werden.
Es ist inzwischen anerkannt, dass die Klimasschäden zunehmen, und zwar über viele Jahrzehnte. Wir werden also sehr heiße und trockene Sommer vermehrt erleben – das was sich gerade im Süden Europas abspielt. Das Hagelrisiko steigt sogar überproportional, und zwar über den ganzen Sommer. Auch ohne Versicherungsmathematik kann schnell erkannt werden, dass mindestens eine halbe Normalernte der Hallertau als Sicherheit gehalten werden muss. Und jedes Jahr bei Aromahopfen mit frischem Hopfen aktualisiert werden muss. Davon sind wir aber noch weit entfernt. Wer diese Reserve, die „Versicherung“, bezahlt, ist dabei noch offen. Wahrscheinlich werden sich Pflanzer und Handel wird dies teilen (über die Pools) und der Handel die Brauer in ernteschlechten Jahren zur Kasse bitten. Doch ohne diese Reserve in ausreichender Menge kann eigentlich keiner mehr ruhig schlafen. ek