Die Politik hat den Wettlauf des Impfens gegen die Infektion mit der Delta-Mutante erkannt. Doch die Ideen, die Impfbereitschaft zu heben, klingen ziemlich naiv. Wer soll vor Supermärkten impfen? Da wäre es doch besser, die Auflage der praktischen Ärzte für das Impfen in ihren Praxen zu lockern – wie Pflicht zum Vorgespräch oder Nachkontrolle der Geimpften über eine viertel Stunde. Überhaupt sollten Vorschläge für eine Impfung von 20 Mio. Menschen binnen eines Monats von den Praktikern, den Ärzten, kommen. Sie können ihre Patienten doch gezielt ansprechen, zur Impfung animieren. Die Politik kann Filme liefern über Late-Covid-Patienten. 10 Prozent der Infizierten kämpfen mit dieser Nachkrankheit, aber kein Geimpfter.
In Großbritannien sind alle Einschränkungen bereits weggefallen. Die Inzidenzen sprechen für eine große Welle, aber die Krankenhäuser sehen sich nicht in Not, die Patienten nicht genügend versorgen zu können. Nun hat endlich das Robert-Koch-Institut aufgefordert, von den Inzidenzwerten als Indikator der Politik für Beschränkungen abzugehen. Welch ein Fortschritt. Der nächste Schritt liegt darin, die Altersgruppe der Infizierten zu erfassen. Wenn sich viele Jugendliche anstecken, führt dies nicht zu vielen Krankenhauseinweisungen. Der Anteil an Late Covid liegt auch weit unter Durchschnitt. Wir stehen also bereits mit der Delta-Mutante vor der Tatsache, dass sich alle Nichtgeimpften infizieren werden.
Doch wenn sich auch nur 1 % der Jugendlichen mit Late Covid herum zu schlagen haben, wären die Nebenwirkungen der Impfungen geringer, spräche es also doch für eine Impfempfehlung, zumal der Impfstoff vorhanden ist. AstraZeneca wird freilich gemieden. Was soll also eine Klage der EU gegen AstraZeneca, nicht gelieferte Mengen zu erzwingen? Kann die Klage nicht zurückgenommen werden? Die Ärzte brauchen mehr Informationen über die Wirkungen und Nebenwirkungen der verschiedenen Impfstoffe. Es wundert immer noch, warum bei Johnson & Johnson nur eine Impfung ausreichen soll. Doch wie verhält sie sich bei der Delta-Mutante? Bei AstraZeneca wissen wir aus einer Studie, dass Doppeltgeimpfte nur zu 60 % vor einer Infektion mit der Delta-Variante völlig geschützt sind. Die 40 % an Infizierten sollen aber nur einen leichten Verlauf der Krankheit zeigen. Und wirklich ohne Late Covid bleiben? Solche Beobachtungen sollten von der Wissenschaft ausgehen und nicht von den Pharma-Firmen, die die Ergebnisse schon rechnen. Wäre eine 3. Impfung mit Biontech nicht empfehlenswert?
In Großbritannien und Israel bieten sich gerade die besten Forschungsfelder. Wir können auf Zwischenergebnisse hoffen. Denn Endauswertungen dauern immer viele Monate. Covid-19 ist eine internationale Krankheit und muss auch als solche global bekämpft werden. Da muss viel mehr über die Ländergrenzen geschaut und miteinander unter den Fachleuten auch kommuniziert werden. Big Data ist bei Covid-19 möglich und sinnvoll. Wir brauchen natürlich die richtigen Kategorien wie Art des Impfstoffs, Abstand der Impfungen, der neuen Infektionen und ihres Verlaufs und der gezielten Nachverfolgung auf Late Covid und sonstigen Nebenwirkungen. Dann bleibt für Verschwörungstheorien kein Platz mehr. ek