Seit Jahresbeginn gingen die Kraftstoffpreise nach oben, während letztes Jahr noch Diesel für 0,99 €/Liter zu tanken war – zugegeben der absolute Hit –, liegen wir heute an denselben Stellen über 1,20 €. Zur Zeit wird das Dieselliter in München und Ingolstadt über 1,30 € angeschrieben. Wir liegen also richtig, wenn wir von einer Preissteigerung von 25% sprechen. Als Begründung wurde zunächst angeführt, die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16% auf 19% und die Einführung der CO2-Abgabe auf Treibstoff. Doch da kämen mal gerade 5% heraus. Andere sprechen von einer normalen Marktreaktion: Die Preise kehren dorthin zurück, wo sie 2019 standen. Aber damals gab es kaum Dieselpreise über 1,30 €.
Eine „Erholung nach der Corona-Krise“ springt ebenfalls nur kurz: Die Preise kletterten noch vor der 3. Welle, also entgegen der rückläufigen Nachfrage aus dem erneuten Lockdown, Urlaubsverboten und Homeoffice. Die Preise für Rohöl stiegen nach einer absoluten Tallage, die vor allem auf die ungebremste Förderung Russlands zurückgeführt wurde bzw. im Machtkampf USA : Russland der Ölpreis als Waffe eingesetzt wurde. Doch das liegt viel länger zurück. Auch die Fracking-Amerikaner können mit niedrigen Preisen nicht leben, so dass Trump schon letztes Jahr gegensteuerte. Es hätte die Preissteigerung an der Tanksäule also viel früher erfolgen müssen.
Interessant ist auch die regionale Preisgestaltung. Sie erfolgt über alle Marken. Es muss also der Einstandspreis der Tankstellen angehoben werden, der in einer gewissen dauerhaften Relation untereinander steht. Freie Tankstellen schneiden dabei immer ein paar Cent günstiger ab als Marken wie Shell und Agip. Dass sie mit einer geringeren Handelsspanne kalkulieren, sei einmal unterstellt. So wird also der Abgabepreis für Ingolstadt und München erhöht, während Wolnzach den Treibstoff günstiger geliefert bekommt. Über viele Wochen konnten wir um 5 Cent und mehr das Liter Diesel günstiger tanken. Dabei gibt Renner den Preis vor. HEM und Agip reagieren nur darauf. Am Abend schlagen sie kräftig auf, weil „normale Tankkunden“ (also ohne Renner-Karte) bei Renner nach 19 Uhr nicht einkaufen können oder wollen, obwohl dies mit einer EC-Karte durchaus möglich wäre.
Der „Markt“ funktioniert also tagsüber, die Nacht gehört der Käuferpsychologie. Aber wer bestimmt, welchen Einstandspreis welche Region bekommt? Wer redet hier mit? Eigentlich wäre es ein Feld des Bundeskartellamts, solche Obligopole zu beseitigen. Aber die Macht der Ölkonzerne ist viel größer als es Juristen und der normale Bürger vermuten. Es scheint auch eine Arbeitsteilung zwischen den großen Konzernen zu bestehen. Shell fällt dabei die „Polizistenrolle“ zu, also die Politik auf die Interessen der Ölkonzerne einzuschwören und unliebsame Gegner auszuschalten. Hierzu gehören auch Millionenspenden an Parteien.
Die Grünen unter Renate Künast sollen jährlich viele Millionen bekommen haben, so ein Insider. Es liegt also nahe, dass Shell auch bei den Preisfestsetzungen die Pilotrolle übernommen hat. In manchen Städten bieten die Shell-Tankstellen so günstig an wie die Freien. Shell ist ein europäischer Konzern. Es wird also spannend zu sehen, wie die Klimaziele und von der Leyens Green Deals mit Shell im Boot erreicht werden. ek