Wettlauf gegen Delta

Juni 21, 2021

Zunächst schien Großbritannien der sogenannten Delta-Mutante, der indischen, zu trotzen. Der hohe Durchimpfungsgrad stimmte optimistisch. Doch dann stiegen die Infektionszahlen wieder stark. Alle weiteren Lockerungen des öffentlichen Lebens müssen auf unbestimmte Zeit verschoben werden. In Lissabon, Portugal, sorge die Delta-Variante schon für einen erneuten Lockdown. Dort gibt es die vierte Welle. Großbritannien und die EU waren unfähig, sich von Indien radikal abzuschotten. Nun tritt das ein, was epidemologisch folgt: Auch bei uns werden die Inzidenzen bald wieder steigen.

Aus Insiderkreisen ist bekannt, dass es München mit der Delta-Mutante im Vergleich zu anderen deutschen Städten am stärksten getroffen hat. Das heiße Wetter und der Aufenthalt der meisten Menschen während ihrer Durchmischung im Freien wirkt noch wie ein Schutzschirm. Doch das Reißen ist absehbar. Nun rächt sich der Mangel an Impfstoff über die letzten Monate. Immerhin sind 30 % zweifach geimpft. Nur sie haben einen wirklichen Schutz und tragen bei einer Infektion nur kurze Zeit das Virus neu aus. Bei den übrigen 20 %, die nur einmal geimpft sind, kann so richtig gut beobachtet werden, wie stark die Verläufe ausfallen und „Late-Covid“ auftritt.

Es wäre allerdings besser, diese Beobachtungen in Großbritannien und Portugal zu erheben, wo sie sofort zur Verfügung stünden. Sollte die Erstimpfung auch einen schweren Verlauf verhindern, wäre es klüger, in Deutschland die Erstimpfungen zu forcieren und die Zweitimpfungen um 2-6 Wochen zu schieben. Sonst füllt sich die Ilmtalklinik wieder mit Corona-Patienten. In Bayern 5 kam die Sensationsmeldung, dass Pfaffenhofen praktisch coronafrei sei: Weil kein Covid-19-Patient mehr im Krankenhaus behandelt wird.

So tun wir gut daran, die Masken ernst zu nehmen, sie im Unterricht zu tragen, auch im Pausenhof und in der Gastronomie besonders pingelig mit den Hygiene-Vorschriften umzugehen. Im Innenbereich kann der Abstand nicht groß genug sein. Partys sind nicht mehr möglich. Es wäre gut, wenn die Bürger das von sich aus befolgten und es nicht eines Aufrufs des Ministerpräsidenten oder des Gesundheitsministers bedürfte.

Ja, wir haben uns zu früh gefreut, haben gehofft, die Impfungen würden dem Eindringen der Delta-Mutante davon laufen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wenigstens eines könnte bei uns überprüft und korrigiert werden: Nach der 2. Impfung bedarf es keiner zwei Wochen bis die Impfwirkung in voller Höhe, also der maximale Schutz, vorliegt. Er dürfte bei 2-3 Tagen liegen, da die Memory-Zellen aus der Erstimpfung schon wirken. Das ist auch für die Praxis sehr wichtig. Es können sich also alle Zweitgeimpften nach 3 Tagen glücklich schätzen, der Delta-Mutante alles entgegnen zu können, was möglich ist. Das spräche dafür, auch die Zweitimpfungen nach vier Wochen, zu forcieren. Wir brauchen also so viel Impfstoff wie wir bisher seit Jahresbeginn bekamen – bis Mitte Juli! Dann könnten wir alle Zweitimpfungen ausführen, ohne die Erstimpfung begrenzen zu müssen. Her mit dem Zeug! Wir sollen so viel bekommen, wie Impfzentren, Hausärzte, Fachärzte, Betriebsärzte, Krankenhäuser und alle Assistentinnen verimpfen können, mit der Regel: von den Alten zu den Jungen. Eventuelle Lockdowns richten sich dann nach den
Corona-Patienten in Krankenhäusern aus. ek