Die Infektionszahlen steigen derzeit stark, obwohl die Indoor-Saison noch gar nicht so recht begonnen hat: die Leute halten sich schon noch gerne im Freien auf. Was kommt auf uns dann zu, wenn die Temperaturen draußen fallen? Diese Jahreszeit haben wir unter Krisenbedingungen noch nicht absolviert. Lüften mag ja nicht schaden, doch nach dem Lüften hat der „Spreader“, der Ansteckende, wieder die Oberhand. Die Politiker haben auch sonst zu wenig Parameter, um die steigenden Infektionen zu unterbinden: Der Verkauf von Alkohol nach 22 Uhr trifft doch nur öffentliche Partys. Oder das Beherbergungsverbot für Gäste aus Krisengebieten ohne (einmaligen) negativen Test drückt doch nur auf das innerdeutsche Reiseverhalten, sprich schadet dem Tourismus.
Wir haben derzeit in der Politik ein ständiges Abwägen zwischen Schaden der Wirtschaft und Verringern der Infektionen. Es wird mehr getestet – was aber auch teuer auf die Staatskasse drückt – , aber die Nachverfolgung funktioniert mehr schlecht als recht. Welcher Wirt musste schon mal die Listen seiner
Gäste herausgeben? Auch die viel diskutierte App greift doch nur mit ihrem Installationsanteil und der Bereitschaft positiv Getesteter, dies auf ihr kund zu
tun. Es wird also immer noch von der Politik mit Kanonen auf Spatzen geschossen – zum Schaden der Lateralgetroffenen, also immer Unternehmen. Noch schlimmer: Es trifft dieselben Branchen über eine verdammt lange Zeit.
Zu Zeiten der Lockerungen setzten sich diese stark Betroffenen zu Recht durch. Viele Schließungen hatten eh unverhältnismäßig lang gedauert. Nun drohen
Politiker, allen voran Markus Söder, doch schon wieder mit Lockdown. Dabei müssten nur die anfänglichen Regeln für diese Branchen konsequent eingehalten werden. Die Wirtschaft trifft es auch kaum, wenn öffentliche Partys untersagt werden oder aber Fußgänger Masken zu tragen haben. In den Gaststätten dürfen nicht Personen verschiedener Haushalte an einem Tisch sitzen. Und wer vom Platz aufsteht, trägt Maske, auch beim Frühstücksbuffet in Hotels.Dabei ist die Grundregel einfach: Wer sich zu nahe kommt, dann tragen beide Maske. Wo die Maske nicht geht, z.B. beim Trinken und Essen, muss der Abstand zwischen Nichthausgenossen gewährleistet sein. Mit dieser einfachen Formel müssen alle Aktivitäten durchgegangen werden. Vielleicht braucht es einen Corona-Verantwortlichen, der wie beim Hygienekonzept von Veranstaltungen, diese Regel eisern kontrolliert und sich bei den Gästen auch durchsetzt. Viele Bereiche wurden nachlässig gefahren. Im Hotspot-Modus muss deshalb alles wieder auf den Prüfstand und nachjustiert werden. Dabei sind einfache Grundrechnungen manchmal irreführend. Wenn vier Leute in einer Sauna zulässig sind, dann müssen sie den Abstand zueinander einhalten können. Falls nicht, stimmt die Rechenformel womöglich, doch inhaltlich ist sie falsch.
Die Politik muss auch von ihren pauschalen Lagebeschreibungen weg. Es zählt nicht die Anzahl der Teilnehmer bei einer Familienfeier oder Veranstaltung, sondern ob die Abstände zwischen den Hausgemeinschaften eingehalten werden bzw. Masken untereinander zu tragen sind. Diese Konsequenz lassen auch die Chef-Virologen in ihren Medienäußerungen vermissen. Das soll uns aber auch nicht hindern, nach Soforttests zu forschen oder gar Geräte zu entwickeln, durch die alle Virusverbreiter sofort identifiziert werden können. Ein zweiter Shutdown muss unbedingt verhindert werden. Die Mittel dazu haben wir, auch die Einrichtungen. An der Disziplin darf es nicht mangeln. Notfalls müssen sich die Bürger untereinander kontrollieren und organisieren. Das muss dann zur Routine
werden, mindestens bis April 2021. ek