Pessimismus geht vor

April 03, 2024

Letzte Woche veröffentlichten die vier führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten ihre Wachstumsprognose 2024. Sie kamen auf 0,1% Mehrung des Bruttosozialprodukts. Die Medien stellen die Senkung um 1,2% gegenüber der bisherigen Vorsagen heraus, also ein Minus. Immerhin muss Ifo & Co zugutegehalten werden, dass sie ein Plus beim Wachstum 24 setzen. Es war ein psychologisches Vorzeichen. So kann nicht von einer Rezession gesprochen werden. Vielmehr liegt eine Stagnation vor. Eine Woche vorher hat das Ifo-Institut von einer Belebung im Sommer´24 gesprochen. Warum dann in Summe nur 0,1% für das ganze Jahr herauskommen, bleibt ein Geheimnis der Abstimmungen unter den Instituten.

Es muss das Selbstverständnis dieser Institute betrachtet werden: Sie sollen in der Trefferquote ihrer Prognosen hoch liegen. Nur so bekommen sie staatliche Födergelder. Vom Wachstum der Wirtschaft erhalten sie also nur ganz indirekt einen Vorteil.  So ist es positiver für sie, sich pessimistisch zu verhalten. Doch sie wissen auch um ihre Prognosemacht, im Englischen „self-fulfilling prophecy“ genannt: Auf ihrer Vorhersage bezieht sich nicht nur die Politik, sondern auch die Wirtschaft. Bei einer Stagnation wird sie nicht expandieren, Investitionen herunterschrauben, sich sehr vorsichtig verhalten, um nicht selbst in rote Zahlen abzurutschen. Die Stagnation verstärkt sich so.

Es wäre Aufgabe der Wirtschaftspolitik, Optimismus zu verbreiten, nach dem Motto „wir schaffen den Aufschwung“. Sie müssten den Ausblick des Ifo-Instituts aufgreifen, dass die steigende Kaufkraft im Sommer die Inlandsnachfrage ankurbeln wird. Auch die Exporte werden wieder steigen. Nach den Unruhen in den Beziehungen aufgrund der Sanktionen gegen Russland und den unsicheren Gaslieferungen, spielte sich ein neues Gleichgewicht der Warenströme ein, die Grundlage für neues Wachstum. Wir können also in diesem Jahr wieder mit vermehrten Exporten rechnen. Das zusammen schafft ein Wachstum des BIPs im 2. und 3. Quartal ´24 von 2 Prozent. Rechnen wir dieses realistischen Prognosen zusammen, kommen wir übers Jahr auf 1,1 Prozent. Top, die Wette gilt.

Die Inflationsprognose der Wirtschaftsinstitute für 24 ging völlig unter: 2,3%. Das allein wäre schon einen Jubel wert. Wir haben die Geisel der Inflation überwunden. In 2025 wird sie unter 2% liegen. Das nehmen die Aktienmärkte mit täglichen Rekorden voraus. Schon steigt das Kreditvolumen für private Bankvorhaben. Grund, optimistisch zu sein. Der Rüstungsindustrie geht es so gut wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch ein Konjunkturfaktor. Wir stehen gerade an der Talsohle. Jetzt geht es nur noch aufwärts. ek

Foto: geralt / pixabay