Eigentlich ist es gut, wenn die ganze Welt zusammenkommt, um über ihr größtes Problem, dem menschengemachten Klimawandel, zu sprechen, ja sogar Lösungen zu finden. Wenn aber Dubai als Treffpunkt erscheint, dann hinterlassen die 80.000 Teilnehmer, die ein- und ausgeflogen werden müssen, einen CO2-Abdruck, der gerade nicht zu den Zielen der Konferenz passt. Dass der Ölminister des Abu-Dabi-Emirats als Schirmherr fungiert, gab anfangs Hoffnung auf Einsicht und Fortschritt bei den Zielen, doch dies erwies sich schnell als Irrglaube. Die erdölfördernden Länder bekundeten nahezu geschlossen, dass sie weiter Öl in die Welt bringen wollen – wo es dann verbrannt wird und zusätzlich CO2 erzeugt.
Wenigstens bringt Dubai diese erschütternde Offenbarung, auch wenn dies alle Beteiligten seit mindestens 10 Jahren wissen: Wenn sich die Erde nicht vom Verbrennen von Öl, Gas und Kohle radikal verabschiedet, gelingt ein Eindämmen des Klimawandels nicht. Aber in Dubai wurde auch unmissverständlich das Dilemma dieser Erde offiziell bestätigt: Das Streben nach Wohlstand und Profitgier zählen stärker als die erkannten Folgen des Klimawandels. Die Erde ist von Öl, Gas und Kohle so abhängig, dass ein Ausstieg davon zum Hohn wird. Ja, Öl regierte die Welt im 20. Jahrhundert, 2023 hat sich daran kaum etwas geändert. Und die Ölwirtschaft will dies weiter vorantreiben.
Dazu passen die wissenschaftlichen Feststellungen wie 2023 als das heisseste Jahr seit 140 Jahren oder dass der CO2-Ausstoß in 2023 37 Gigatonnen erreichte, Tendenz ungebrochen, wenn auch ein etwas schwächerer Anstieg. Die Weltwirtschaft ist so stark verwoben, dass die 75 % der Nationen, die einen Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle fordern, ihn gegen die 25 % auf der Förderseite nicht durchsetzen können. Das sind Realitäten die einem Alptraum entsprechen. Doch zum nötigen Boykott kommt es nicht, weil auch die 75 % Kraftstoff für ihre Verbrenner, in Luft, auch Land bis See, brauchen, zur Elektrizitätserzeugung – auch in Deutschland erzeugen wir 50 % unseres Stroms daraus – oder Öl als Ausgangspunkt für die Chemieprodukte und Kohle zur Stahlerzeugung benötigen. Die „Decarbonisierung“ vollzieht sich im Schneckentempo. CO2-Zertifikate werden viel zu niedrig künstlich im Preis gehandelt und längst noch nicht marktwirtschaftlich. Alles läuft, wie wenn wir noch 100 Jahre Zeit hätten, die Klimarettung zu vollziehen. Alle Ziele, CO2-neutral zu werden, richten sich auf Jahre ab 2040. Unsere Etappenziele bis dahin aber erfüllen auch wir nicht.
Dabei ist der Toleranzwert von 1,5 Grad Erwärmung der Welt in Vergleich zur vorindustriellen Zeit schon gerissen: Viele US-Forschungsinstitute berichteten dies. 2023 als heißestes Jahr seit den Aufzeichnungen beweist es – denn 2024 werden noch heißer. Wenn aber die Bundesrepublik das 1,5-Grad-Ziel als noch erreichbar unterstellt, dann lügt sie, aber gewaltig. Das wissen alle. Aber das lähmt. Ist der Kampf gegen Öl, Gas und Kohle-Verbrennung überhaupt noch zu gewinnen? Sind unsere Wahlperioden nicht zu kurz im Vergleich zu solchen langfristigen Problemen? Werden die „Anpasser“ an den Klimawandel es nicht politisch leichter haben? Die Nicht-Demokraten wie China und Russland stehen auf Konfrontation zum Westen, auch wenn China sich verstellt gegenüber dem hohen Besuch aus Brüssel. Womöglich plant China den Angriff auf Taiwan in 2024. Die Probleme aus der Chip-Abhängigkeit der Welt von Taiwan könnten dann gar einen Weltkrieg heraufbeschwören.
Die Unfähigkeit, gemeinsam dem Klimawandel durch CO2-Vermeidung entgegenzutreten, erzeugt international Aggressionen. Wenn uns nun die Wissenschaft fünf Kipppunkte als anstehend – faktisch aber bereits erreicht – vorhält, dann steigert sich die Wut über das Versagen. Wird die Ratlosigkeit des Westens die Kriegsbereitschaft steigern? So blickt die Welt auf die USA. Eigentlich müssten die USA Taiwan in ihre Demokratieunion, quasi als 51. Staat, aufnehmen, um den Krieg mit China zu verhindern. Und Trump darf die nächste Wahl nicht gewinnen. Sonst würde aus dem Run auf das Capitol das Ende der US-Demokratie – und der Vernunft. Warum schafft es die US-Justiz nicht, diese Logik zu verinnerlichen? Es herrschen in den USA Zustände wie in der Weimarer Republik. ek
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