Es darf regnen

Dezember 11, 2023

Die Trockenheit in den Monaten Mai-August stellt den hallertauer Hopfenbau vor die größten Probleme. Letztendlich definiert sich aus der Lösung dieses Problems die Zukunft, ja die Existenz des Hopfenbaus. Auf der Hopfenrundfahrt 2022 brachte Ministerin Michaela Kaniber den Wasserexperten des Bayerischen Umweltministeriums mit, Prof. Martin Grambow. Das Problem blieb dennoch ungelöst. Auf die Technik der Fa. Weathertec angesprochen, künstlichen Regen zu erzeugen, musste Prof. Grambow noch die Meinung seines Ministers verteidigen und davon abraten. Torsten Glauber wollte einfach nicht glauben, dass diese Technik Regen herbeischaffen kann. Doch das hat sich nun geändert. Das Bayerische Umweltministerium stimmt zu, dass in einem Versuch, die Effizienz der Technik geprüft wird. Treffen die Zusicherungen des Entwicklers Dr. Helmut Fluhrer zu?

Das Umweltministerium geht sogar einen Schritt weiter: Es übernimmt die Finanzierung der Prüfer, vor allem Professoren der TU und LMU München, aber auch aus Augsburg und Karlsruhe/Garmisch Partenkirchen. Es sollen alle Fachmeinungen zur Technik zum Zuge kommen, also auch Einstellungen, dass die Technik nichts bringe. All das soll ablaufen bevor Presse und Öffentlichkeit eingeschaltet werden. Das Projekt darf nicht zerredet werden. Es geht nur um die wissenschaftliche Frage, ob Weathertec von Mai bis September so viel Regen erzeugen kann, wie der Hopfen für ein normales Wachstum benötigt.

Allerdings wird der Versuch nicht in der Hallertau durchgeführt, sondern 80 km südlich: rund um Wolfratshausen/Holzkirchen. Denn dort steht das Fraunhofer Institut für Bauphysik, genau in Valley, das den Versuch begleiten soll. Dort besteht auch umfangreiche Messtechnik und Verständnis meteorologischer Daten. Institutsleiter Prof. Dr. Gunnar Grün: „Wir können den Versuch durchführen“. Damit ist eine zweite wissenschaftliche Ebene geschaffen, was die Daten für die anderen Gutachter problemlos erzeugbar macht. Nach diesem Versuch kann keiner behaupten, es fehlten irgendwelche Parameter zur Beurteilung.

Das gibt es freilich nicht geschenkt. Für das Fraunhofer Institut und die physische Durchführung werden knapp 500.000 € benötigt. Und hier kommt die Wirtschaft ins Spiel. Für eine Mittelbewilligung würde im öffentlichen Verfahren eine Diskussion vom Zaun gebrochen, die das Projekt gefährdet. Echte Innovationen passen nicht ins Beurteilungsschemata. Während die Wirtschaft sagt, das soll einfach ausprobiert werden, hat jede staatliche Finanzierung ein Problem des Pessimismus. Ginge das Experiment schief, wären Steuergelder vernichtet worden. Also soll die Wirtschaft über Spenden die Finanzierung ermöglichen. Dies ist auch der Schnelligkeit der Umsetzung geschuldet. Im staatlichen Verfahren wäre der Test in 2024 nicht mehr möglich gewesen. Eine Stiftung hat sich des Managements der Mittelbeschaffung angenommen und an 3.000 bayerische Unternehmen das nötige Info-Material verschickt. Auf vier Seiten wird die Technik erklärt und all ihre möglichen Problemlösungen. In einem zweiten Beschaffungsprozess sollen Versicherer angegangen werden. Sie profitieren besonders, wenn nach Aufbau der Weathertec-Antennen es möglich ist, auch Sturzfluten zu vermeiden durch kontrolliertes Abregnen. Aber auch alle Betroffenen können spenden und erhalten ihre Spendenquittung bei Angabe der Adresse (Stiftung „Forschung für Leben“, IBAN DE30 7215 1650 0009 6459 12). ek

Foto: Reza Shayestehpour / unsplash