Wo der Schuh drückt

November 27, 2023

Die letzte Sitzung des Regionalausschusses Pfaffenhofen der IHK tagte beim Logistik-Unternehmen Amenda in Hohenwart. Für die rund 550 Fahrer, größtenteils Ausländer, unterhält Amenda viele Werkswohnungen. Eine eigene große Werkstatt bewältigt den Service für die 320 Fahrzeuge, die im Schichtbetrieb laufen. An eigenen Tankstellen werden sie betankt. Die Stärke Amendas liegt im deutschen Linienverkehr. Alfred und Nachfolger Sebastian Amenda führten durch den Betrieb. In der Sitzung erklärte der Seniorchef das Unternehmen und seine Philosophie. Voraus ging eine ausführliche Diskussion mit Landtagsabgeordneten Karl Straub zu anstehenden Problemen der Unternehmen. Dazu war jedes Mitglied des Ausschusses gebeten worden, in einer halben Minute zu erklären, wo der Schuh drückt, was Straub als Anliegen mit nach München nehmen soll.

Ein Hauptpunkt der Kritik: die immer größer werdende Bürokratie. So fordert ein Antrag langwierige und teure Gutachten von Sachverständigen anstelle selbst ein Problem zu lösen. Bauanträge benötigen so viele Monate. Dieser Investitionsstau belastet die Konjunktur. Das Baugewerbe braucht dringend Aufträge, die durch das viel zu schnell gestiegene Zinsniveau im Privatbau weggebrochen sind. Ein Fachmann erklärte, dass durch die degressive Abschreibung von 6 % der Gewerbebau wieder interessant geworden sei. Hinzu kommen die gesunkenen Grundstücks- und Baupreise. Die IHK rechnet aber mit einer Rückkehr des Preisniveaus von 2021 in 2024, das dann über Jahre konstant bliebe.

Bei den Fachkräften setzt die IHK auf verstärkte Ausbildung. Allerdings müssen für ausländische Azubis die Prüfungen verständlicher und leichter werden. Es besteht auch die Überlegung, dieses Erlernen von Fähigkeiten konkret an einem Arbeitsplatz vorzunehmen und so durch die Praxis das Niveau von Gesellen zu erreichen, wie es z. B. die Pflegehilfskräfte schaffen. Es wurde gefordert, dass Asylanten schon nach wenigen Wochen der Identitätsüberprüfung dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Hier hörte Straub genau hin. Er ist nämlich zum Integrationsbeauftragten der Bayerischen Regierung ernannt worden. Straub will auch die Unternehmen unterstützen, gezielt Arbeitskräfte aus außereuropäischen Ländern zu bekommen. Voraussetzung sei aber das Bereitstellen von Unterkünften. Hier fordern die Unternehmen schnelle Baugenehmigungen, um Werkswohnungen errichten zu können. Ein Negativbeispiel wurde aus Manching berichtet.

Die Regulierungsdichte sei einfach zu groß. So entstünden immer neue Hindernisse und Verzögerungen. Zudem sei der Staat ein schlechter Unternehmer. Die freie Wirtschaft könne alles günstiger, zuverlässiger und schneller abwickeln. So funktioniere z. B. die Müllentsorgung reibungslos. Auch dem stimmte Straub voll und ganz zu. Er war selbst lange Unternehmer. Das 60-Milliarden-€-Debakel der Bundesregierung wird als Konjunkturbremse gewertet. Evtl. könne die bayerische Regierung gegensteuern und die Konjunktur beleben. Wie die Umfrage der IHK testiert, blicken die Unternehmer mit Skepsis und Pessimismus in die Zukunft. Sogar die Zahl der Geburten sei stark gefallen. Die Kaufkraftzurückhaltung aus der Inflation belastet den Einzelhandel. Die Anhebung der Mehrwertsteuer um 12 % in der Gastronomie lasse ein weiteres Krisengebiet vorhersehen. Auch die Maut verdoppelt sich in 2024.

Die Unternehmen fordern Planungssicherheit, gerade in der Klimapolitik. Vieles sei auch unsinnig. Strom- und Gaspreise wurden nicht diskutiert. Im LKW-Verkehr weiß Alfred Amenda noch nicht, wohin die Technik geht. Mit Photovoltaikflächen können Batterien geladen werden, weshalb Amenda auch seinen Neubauten sie vorsieht. Ob Wasserstoff als Antrieb konkurrenzfähig wird, kann heute noch niemand sagen. Das gilt auch für E-Fuels. Günstige Kraftstoffe aus land- und forstwirtschaftlichen Abfällen wären Gebot der Stunde.

Amenda fordert auch Chancengleichheit. Ein polnischer LKW-Fahrer kann mit seinem Führerschein für ein ausländisches Transportunternehmen durch Deutschland fahren. In Deutschland wird der polnische Führerschein aber nicht anerkannt, wenn der Fahrer für ein deutsches Unternehmen fährt. Straub hörte dem allem sehr genau zu. Er versprach auch, erneut den Ausschuss zu besuchen, wenn das Thema ausländische Arbeitskräfte wieder anstehe. Die Trennung des Arbeitsmarkts vom Flüchtlingsgeschehen sei sehr wichtig. Womöglich können damit auch die Flüchtlingszahlen gesenkt werden. Die Anheuerung erfolgt aus dem Ausland. Der angehende Mitarbeiter reise mit einem Visum ein. Seine Integration übernimmt das Unternehmen. Wer einen Arbeitsplatz erhält, soll auch nicht mehr ausgewiesen werden. ek