Letzten Dienstag lud das weltgrößte Hopfenhandelshaus BarthHaas zur Videopressekonferenz, um den BarthHaas-Bericht ’23 vorzustellen, der alljährlich die Lage am Hopfenmarkt darstellt, v.a. das Verhältnis zwischen weltweiter Nachfrage nach Hopfen und dem Angebot aus vergangener Ernte, Lagerbeständen und der neuen zu erwartenden Ernte. Nach einer sehr schlechten Ernte 2022, die um 40 % unter 2021 lag, sieht BarthHaas auch die Ernte ’23 pessimistisch. In der entscheidenden Wachstumsphase Mai/Juni ’23 fielen zu geringe Niederschläge, so dass die Pflanzen nur nach oben, aber nicht in die Breite wuchsen. Diese „spitzen“ Hopfenreben können nicht genügend Dolden entwickeln, so dass der Mengenertrag gering ausfalle. Welche Alphawerte entstünden, könne nicht vorhergesagt werden.
Da die Anbauflächen aber so groß sind, ist trotz eines geringeren ha-Ertrags mit einer genügenden Ernte zu rechnen. Auch seien noch Vorräte aus der starken Ernte ’21 vorhanden, so dass die Brauer mit keinen Einschränkungen belastet würden. Peter Hintermeier, der dies alles erklärte, gab die Haltbarkeit von Pellets mit 5 Jahren an, bei Extrakten betrage sie ein Vielfaches. Damit sichern die Lager die Versorgung. Durch den Klimawandel kommen große Unsicherheiten in den Ernten auf. BarthHaas sieht heute die weltweite Anbaufläche als richtig an.
Selbst in den USA, wo alle Flächen künstlich bewässert werden, gibt es Ertragsschwankungen, die früher so nicht aufbaten. Offensichtlich hat die direkte Sonneneinstrahlung auch wesentlichen Einfluss. Hintermeier ging auch auf die stark gestiegenen Produktionskosten im Hopfenbau ein. Sie bedrohen viele Höfe existentiell. BarthHaas will ihnen zur Seite stehen, ein starker Partner sein. Es müssen neue Hopfensorten eingelegt werden, die hitzeresistent sind, ohne die Resistenz gegen Schädlinge zu vernachlässigen. Sie sollen auch Trockenstress bewältigen. Aufgabe des Handels sei es, sie bei den Brauern marktgängig werden zu lassen. Das sei eine große Herausforderung.
Heinrich Meier, der Redakteur des BarthHaas-Berichts lieferte im Anschluss viele aktuelle Zahlen. Deutschland hält mit 20.605 ha 32 % der Weltanbaufläche, die USA 39 % bei 24.758 ha. Bei den Sorten nehmen in Deutschland Herkules 35 %, Perle 16 %, Hallertauer Tradition 14 % und Magnum 9% ein. 2022 lag in Deutschland der Durchschnittsertrag pro Hektar bei 1,67 to (USA 1,87 to), was eine Verschlechterung gegenüber dem an sich normalen Ertrag von 2021 (2,32 to) von 28 % ergibt. Im Weltbierkonsum fehlt die Ukraine mit 5 Mio. hl. Mit 19 % nimmt China die 1. Stelle ein, wobei sich dort aber die Gesamtmenge seit Jahren verringere dank höherwertiger Produkte mit höheren Preisen. Die USA kommen auf 10 % Weltbiermarktanteil. Deutschland mit 4,6 % Anteil liegt nach Brasilien und Mexiko auf Platz 5. Den größten Ausstieg am Biermarkt zeigt Afrika mit 4,6 %. Insgesamt wuchs 2022 der Weltbiermarkt um 1,3 %. Die Nachfrage nach Hopfen ist also stabil.
Am spannendsten auf der Angebotsseite verläuft die Alphasäure, also die Inhaltsstoffe des Hopfens. 2022 waren sie sehr gering, entsprachen den Werten von 2018. Nach normalen Gehalten in 2019 und 2020, brachte 2021 den Spitzenwert, der die rechnerische Unterversorgung des Jahres 22 mit 757 to ausgleichen konnte. In 2023 verringerten die USA ihre Anbaufläche um 8 %, während Deutschland unverändert blieb. So wird Deutschland nun auf 34 % der Weltanbaufläche kommen. Die USA sind damit nur noch um 7 % größer. Darin drückt sich eine Stagnation in der Craft-Bier-Produktion in den USA aus, dem großen Wachstumsmarkt der US-Hopfen in den letzten Jahren. So liegt der typische Craft-Bier-Hopfen Cascade mittlerweile mit 9 % der US-Anbaufläche auf Platz 3, nach Citra (20 %) und Mosaic mit 11 %. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass US-Hopfen wieder mehr in den Export drängen, wenngleich die Preise doppelt so hoch liegen wie bei deutschem Hopfen. ek