Er wird bald wieder die Normalität gänzlich zurückkehren und damit die Feier des „Blues“ gestandener Männer im Gasthof „Zur Post“. Sie gedenken ihrem „Kini“, Ludwig II. Dass der Bayerische Monarch mit seinen Schlössern einen riesigen touristischen Schatz bescherte, Neuschwanstein zum weltweiten Märchenschloss aufstieg, ist sicherlich nicht die Motivation zum „Blues“, wenn auch eine Verstärkung. Vielmehr wird des Staatsstreichs und der Ermordung des exzentrischen Monarchen gedacht. Die damalige Obrigkeit, getragen von Prinzregent Luitpold, dem bayerischen Kabinett und dem Landtag, ließ Ludwig II. als unheilbar nervenkrank erklären, setzte ihn dann per Proklamation ab, holte ihn im zweiten Anlauf im Schloss Neuschwanstein ab und sperrte ihn im Schloss Berg am Starnberger See ein. Es dauerte nur 30 Stunden und Ludwig II. wurde tot aus dem See geborgen.
Die Beerdigung Ludwigs II. in München ging ganz schnell über die Bühne. Seitdem hütet das Haus Wittelsbach den Sarkophag im Dom. Er wird nicht mehr geöffnet. Damit ist eine Obduktion der Reste Ludwigs II nicht möglich. Im Volk hat sich aber eine feste Überzeugung gehalten, dass Ludwig II. nicht im Kampf mit von Gudden ertrank, sondern erschossen wurde. Der Historiker Wilhelm Kaltenstadler schrieb in seiner Rohrbacher Zeit 2010 ein Buch über Ludwig II. und auch über seine Todesumstände. Darin bewies er anhand der stehen gebliebenen Uhren Ludwigs II. und von Guddens aufgrund des Eintauchens ins Wasser, dass die damals durchgedrückte These von Ludwigs Tod unhaltbar ist. Die Zeitdifferenz war zu groß für einen Kampf im Wasser. Von Gudden ertrank nach Ludwig II.
Nun tritt ein neuer Autor auf, Markus Richter aus Füssen, der mit viel Medienaufmerksamkeit in seinem dritten Band „Königsherz“, ein sog. Neuschwanstein-Thriller, den Putsch mit neuen historischen Quellen, lebensecht schildert und über den Tod Ludwigs II. bis zu seiner Beerdigung auch vor diesem Mysterikum nicht halt macht. Letzten Samstag führte er seine Ludwig-II.-Show im Marstall Bergs am Starnberger See erstmals auf und war für Fragen zu seiner Todesschilderung diskussionsbereit. Bei ihm ging der Schuss eines Gendarmen versehentlich los. Ludwig II. sollte in ein Boot einsteigen, das ihm zur Flucht aus Berg verhelfen sollte. Diese Pläne sind historisch belegt. Ob Kaiserin Sissi in sie eingebunden war, bleibt offen. Sie war aber am Starnberger See zur Todeszeit. Doch Richter gibt zu, dass diese Version des Schusses auch anders hätte ablaufen können. Es war aber kein Auftrag von oben, vielmehr aus der Bewachung des Gefangenen und der Fluchtvereitelung erfolgt. Nun will Richter ein Buch über den Prinzregenten schreiben, dem „Königsmörder“, und vieles aufdecken.
Schon bei der Festnahme Ludwigs II. kam es zu einem lokalen Volksaufstand. Ludwig II. wollte aber keine Schlacht um ihn entfachen. Doch im Volksmund wurde er zum Held, zum Märtyrer. Das neue Regime unterdrückte die Volksmeinung und so steigerte sich die Legendenbildung bis zur Verehrung und dem „Blues“ in Wolnzach 2023. Parallelen zu Jesus Tod sind durchaus andenkenswert. ek