Wir berichteten bereits über die Absichten der Marktgemeinde Wolnzach, auf einem kirchlichen Grundstück zwischen Waltron und Klöpferholz per Erbbaurecht einen Kindergarten für 11 Mio. € zu bauen. In der darauf folgenden Gemeinderatssitzung traten hohe Widerstände gegen die Bausumme auf. Es ging nicht gegen die Kinder und ihre Betreuer, sondern einzig gegen die Bauplaner und letztlich den Bauherrn. Auch Experten der Nachbargemeinden schütteln den Kopf über die 11 Mio. € Die Opposition im Wolnzacher Gemeinderat spricht gar von Gelächter darüber.
Wer weiter weg fährt, entdeckt in Aichach einen geplanten Kindergarten in gleichem Planungsstand, gleicher Größe für veranschlagte 5,3 Mio. €. Auch diese Pläne erfüllen die Vorgabe für die Betreuung behinderter Kinder. Der ganze Bau wird in Holz erstellt, ist also auch nachhaltig. Dabei sind die 5,3 Mio. € schon vom Markt in Ausschreibungen bestätigt. 2024 soll der Kindergarten für 100 Kinder in 4 Gruppen und die Kita für 48 Plätze (auch in 4 Gruppen) erstellt sein. Der Bauausschuss Aichach hat das Projekt durchgewunken. Jede Krippengruppe verfügt über Gruppen- und Ruheraum, die Sanitärräume teilen sich jeweils zwei Gruppen bzw. im Kindergarten besteht ein Sanitärbereich für alle vier Gruppen. Therapieräume sind vorgesehen. Den ebenerdigen Bau entwickelte das Planungsbüro PRPM Architekten + Stadtplaner. Sie sind sehr auf Nachhaltigkeit bedacht (begrünte Dächer etc.).
Die Grundstücksfläche in Aichach beträgt 4.000 qm. Der Neubau belegt 1.430 qm. Jede Gruppe des Kindergartens hat einen Freiraum mit eigenem Zugang. Auch die Außenanlagen sind nachhaltig vorgesehen. Die Landschaftsgestaltung ist in den Baukosten nicht enthalten und kommt auf 275.000 €. Als Planer fungieren die Toponauten aus Freising. Sie haben eine mikroklimatische, ökologische und Wasserrückhalte-Funktion vorgesehen. Besser geht nicht.
Wenn also Freiflächen und tatsächliche Baukosten addiert werden, kommt der Aichacher Kindergarten genau halb so teuer als die veranschlagten Kosten des Wolnzacher Kindergartens. Dabei liegt in der Wolnzacher Kostenschätzung noch das Risiko des tatsächlichen Aufwands. Meist liegt dieser höher als die geschätzte Bausumme. Doch auch die Aichacher Stadträte wollten niedrigere Kosten. Die Holzbauweise wurde gar in Frage gestellt. Sie hat aber den großen Vorteil, dass Fertigteile schnell montiert werden können, dass also die Räume viel schneller zur Verfügung stehen als bei Massivbauweise. Für Wolnzach wäre die Holzkonstruktion auch von Vorteil: wenn die Nutzung des Geländes nach 99 Jahren wieder an die Kirche zurück fällt und kein Anschlussvertrag möglich wäre, könnten die Holzelemente ebenso schnell abgebaut und an anderer Stelle verwendet werden. Warum übernehmen wir Pläne und Preise nicht von Aichach? ek