Der Zustand der Truppe

Februar 13, 2023

Auf Einladung von MdL Robert Brannenkämper, Präsident des Freundeskreises Bayerisches Armeemuseum, kamen letzten Donnerstag immerhin vier Brigadegeneräle und drei aktive Oberste in den Landtag. Sie sollten über Zustand und Anliegen der Truppen in Bayern berichten. Es bedurfte auch keines langen Anstoßes, sie zum Reden zu bringen. An Problemen in der Bundeswehr fehlt es nicht. Durch den Wegfall der Allgemeinen Wehrpflicht gehen bald die Reservisten aus, um die übergroßen Personalprobleme im Einsatzfall zu lindern. Es fehlt nicht an bewilligten Mitteln. Doch bei baulichen Maßnahmen schaffen die staatlichen Bauämter kaum etwas. 700 Mio. € sollen bei Hammelburg investiert werden. Dauer der Plannungen: 20 Jahre. Im Sanitätsbereich soll ein ABC-Waffen-Forschungsinstitut errichtet werden: Realisierungszeitpunkt nicht abschätzbar.

Lediglich der Oberbefehlshaber der Gebirgsschützen – eine bayerische Besonderheit – berichtete, dass seine Ausrüstung auf dem neuesten Stand sei, seine Soldaten interessiert an Technik und stabil motiviert, seine Kompanien höchst flexibel einsetzbar seien. Einziges Handicap: Die Alpen wurden zum großen Landschaftsschutzgebiet, so dass der Raum für größere Übungen fehlt. Die Gebirgsjäger wären einsatzbereit im Notfall. Das löste sichtliche Betroffenheit bei seinen Kollegen aus. Ein eventueller Notfall wird bei ihnen nicht in Erwägung gezogen. Die Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht dauere 10 Jahre. Auch der Aspekt der Abschreckung eines russischen Angriffs wird nicht diskutiert. Auf die Anregung, aus dem 100-Milliarden-Sondervermögen 1.000 Leopard-2-Panzer mit Munition zu fertigen, kam der Einwand, dass ohne Personal mit diesen Panzern keine Abschreckung wirklich zu erreichen wäre. Woher das Personal nehmen?

Die Bundeswehr ist mit sich selbst beschäftigt. Käme es zu einem Feindkontakt, müssten nach den Überlegungen des zuständigen Generals Krankenhäuser für die Verwundeten gebaut werden – was aber Jahre benötigte. Wenigstens wurde eingesehen, dass auf die Schnelle auf bestehende Krankenhausstrukturen zurück gegriffen werden müsse, gleich wo die Truppen eingesetzt werden. Die USA baut in Rammstein bereits ein großes Krankenhaus für den Ernstfall. Es soll 2025 fertiggestellt sein. Dann kann es sich aber auch nur um eine strategische Reserve handeln. Doch das sind typische militärische Denkweisen. In der Bundeswehr treten sie nur im Ausnahmefall auf. Es scheint von der Nato wenig Führung zu kommen. Wursteln auch die anderen Länder so vor sich hin? Vielleicht ist es doch eine Besonderheit der Bundeswehr, weil eine Wiederbewaffnung Deutschlands sehr umstritten war und so von der Bundeswehr nie Gefahr ausgehen durfte. Im Ost-West-Konflikt erfüllte sie aber eine statistische Größe.

50 Jahre danach müssten diese Geburtsfehler aber geheilt sein. Eine Armee, die nie an Krieg und die eigene Verteidigung denkt, stellt puren Luxus dar. Natürlich kann sich so etwas schnell ändern, wenn der Notfall eintritt. Aber stecken wir nicht mit einem Bein im Putinschen Krieg? Es liegt doch an Putin, uns zur Kriegspartei werden zu lassen. So ist es wohl gewollt, dass von der Bundeswehr keine Abschreckung ausgeht und schon zweimal keine Bedrohung Russlands. Da stellt sich auch die Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht nicht. Deutschland wird von den Ukrainern verteidigt. Sie bringen die Besatzungen für die Leopard-Panzer zusammen und lernen die Bedienung dieser komplexen Systeme in Rekordzeit. Ja, es ist effizienter, die Verteidigungsgelder für die Ukraine zu investieren. Woher sollten nach Putin noch Panzer auf Deutschland rollen? Die Bundeswehr im geistigen Homeoffice dient nur noch als Showroom von Waffensystemen aus eigener Fertigung, bereit zum Export. ek