Letzte Woche wurde bestätigt, dass die Gasspeicher viel höher befüllt sind, als für den 1. Februar als notwendig errechnet. Nun werden die Deutschen gelobt, mit Gas sparsam geheizt zu haben. Doch es liegt mehr an der Witterung, am milden Winter, der mit dem Klimawandel immer milder wird. Auch die Wirtschaft entspannt sich: Versorgungsengpässe werden nicht mehr befürchtet. Der Ifo-Konjunktur-Index steigt. Für eine Rezession gibt es keinen Grund. Das dürfte einmal klar erklärt werden, denn die Wirtschaft gedeiht aus Prognosen. Dann wird mehr investiert, die Verunsicherung schwindet. Interessanterweise stieg letzte Woche der Aktienindex als die EZB den Zins um 0,5 Prozentpunkte anhob. Das widerspricht dem normalen Börsenverhalten. Nimmt die Börse den Aufschwung schon voraus?
Putin hat letzte Woche in Wolgograd/Stalingrad auf die Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine deutlich reagiert: Deutschland kämpfe nun wieder gegen Russland. Solche Äußerungen des Psychopathen Putin versetzen uns nicht mehr in Sorge, Kriegspartei zu werden. Praktisch sind wir es ja, auch wenn dies die Diplomatie, sprich die Außenministerin, auf keinen Fall sagen darf. Es kann uns mit etwas Stolz erfüllen, dass die Leopard-Panzer als kriegsentscheidender Faktor eingestuft werden. Wenigstens bietet die deutsche Industrie Abschreckung. Ein guter Teil des 100-Milliarden-„Vermögens“ sollte also an Krauss-Maffai-Wegmann und Rheinmetall in München gehen. Dann werden aus den neuen Schulden wenigstens ein „Abschreckungsvermögen“.
Die Diskussion um das Nichterreichen der Wohnungsbau-Ziele wird typisch parteilich ausgetragen. Der Bau von Wohnungen ist ein längerfristiger Prozess, angefangen von Planung, längeren Genehmigungsfristen, evtl. Einsprüchen, bis hin zum Finden der Handwerker und der Überwindung von Lieferengpässen einiger Materialkomponenten. Wenn heute eine Wohnung bezogen werden kann, liegt der politische Schöpfungsakt, die Entscheidung zum Bau, zwei Jahre zurück. Da regierte die Ampel noch nicht. Also wäre es fair, das Fehlen neuer Wohnungen der Merkel-Regierung anzulasten. Es ist aber noch dümmer, die öffentliche Hand als Bauherrn einzusetzen. Wohnungen müssen von der Wirtschaft gebaut und finanziert werden. Hier müssen die Anreize gesichert werden. Beim Bau spielt der Zinssatz die größte Rolle. Die Zinserhöhungen, ausgehend von der EZB, sind also das eigentliche Störfeuer. Natürlich grassierte die Inflation beim Bau mit am höchsten. Insofern trifft die EZB ins Schwarze. Aber eine zu hohe Nachfrage stößt auf ein begrenztes Angebot: Da steigen die Mieten, also wird die Inflation wieder angefeuert.
Die EZB folgt der FED, damit die Währungsparität zwischen Euro und Dollar erhalten bleibt. Doch obwohl der EZB-Zins niedriger ist als der der FED, steigt gerade der Euro zum Dollar. Die EZB wird im März nur noch um 0,25 Basispunkte erhöhen. Danach wird Schluss sein. Denn die derzeitige Inflation kommt aus Lieferengpässen. Sie bauen sich aber in 2023 deutlich ab. Der Markt, sprich der Wettbewerb, wird für ein Sinken der Preise sorgen. Inflationsängste sind nicht mehr berechtigt. Das sollten die Lohnverhandlungen berücksichtigen. Denn letztlich treibt nur die Lohn-Preis-Spirale die Inflation weiter an. Die EZB wird das Sinken der Inflationsrate ihrer Zinserhöhungspolitik zuschreiben und die Wirtschaftswissenschaften werden dem nicht widersprechen. Fehlt es an Mut zur objektiven Analyse?
Erklärungsmodelle hin oder her: Das Wichtigste zählt, dass es mit der Wirtschaft wieder aufwärts geht. Investitionen in deutsche Wehrtechnik stimulieren die Konjunktur. Wir sprechen hier von einem Investitionsmultiplikator. Ein investierter Euro schafft ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukt von 3 €. Überschäumend kann es aber nicht werden, da Krauss-Maffei-Wegmann auch ein Fachkräftemangel- und Stahllieferproblem vorweisen. Ausländische Arbeitskräfte sollen nun verstärkt Arbeit finden können. Hier kann der Ampel nur zugeklatscht werden. Auch ein Stimulationsfaktor für den Aufschwung. Der neue Verteidigungsminister wird zum Schatten-Wirtschaftsminister.
Hinzu kommen die Klimaanstrengungen der Wirtschaft, die auch Investitionen erfordern. Wo soll da noch Platz für eine Rezession bestehen? In 2023 werden wir ein Wirtschaftswachstum verzeichnen, das so hoch ist, wie es die Wirtschaftswissenschaftler immer für das nächste oder übernächste Jahr vorhersagen. Gesetzt sind nun 3-4 %. Gerade als die Prognosen auf 1,8 % gesenkt worden sind. Auch die Prognosenmodelle müssten überarbeitet werden. Die Wirtschaftswissenschaften brillierten in den letzten Jahren mit zu viel Erklärungsunvermögen. Es sollten in den Medien leisere Töne bevorzugt werden. ek