Die Hopfenverträge sind anzupassen

Dezember 05, 2022

Die Pressekonferenz letzten Montag zur Hopfenernte ’22 fand im Münchner Brauerhaus statt. Einerseits gibt es heuer keine „Brau“-Messe in Nürnberg, andererseits weil nach Ansicht des Brauerbundes Hopfen und Bier eine Schicksalsgemeinschaft verbindet. Sie ist nach der schlechten Ernte ’22 um so nötiger, aber auch die Brauer selbst haben mit Energiepreisen und Inflation zu kämpfen, die sie kaum am Markt erstattet bekommen. So berichtete die dpa unmittelbar nach der Pressekonferenz von Höfe- und Brauereisterben in Bayern. Hopfenpflanzer-Verbandspräsident Adi Schapfl wollte sein Statement freilich nicht auf diese Kurzformel bringen. Für ihn zählt die Verlässlichkeit der Pflanzer für die Brauwirtschaft weltweit. Die deutschen Pflanzer hatten 2021 eine Mindereinnahme von 88 Mio. € aus dem geringeren Ertrag und Mehrausgaben von 46 Mio. € aus den gestiegenen Preisen zu verkraften. Doch was trifft ein, wenn sich diese historisch schlechte Ernte in 2023 wiederholt?

Die Ernte ’21 muss herhalten, die Versorgung der Brauwirtschaft sicherzustellen. Bei einigen Sorten wird es dennoch kritisch. Der Handel versucht sein Bestes, die Defizite auszugleichen, betonte Pascal Piroué von Hopsteiner, der derzeitige Vorstand des Hopfenwirtschaftsverbandes. Kostensteigerungen in der Verarbeitung würden nicht weitergegeben. Die Inflation scheint der Handel noch am besten verkraften zu können. Weltweit wird die Hopfenernte ’22 auf 104.700 to. angesetzt, das sind 20 % weniger als in ’21 bzw. -15 % zum langjährigen Mittel. Geringe Flächenreduzierungen gab es nur in den USA. Weltweit hat also der Klimawandel zugeschlagen: Wer bei Hitze und Trockenheit nicht bewässern konnte, hatte das Nachsehen.

So stürzte sich die Diskussion auf die Möglichkeiten der künstlichen Bewässerung. Da aus dem Untergrund kein weiteres Wasser entnommen werden kann, sind Regenrückhaltung und Speicherbecken dringend anzulegen, um aus den Niederschlägen des Frühjahres die Wasservorräte für die Sommermonate anzusammeln. Auch gehört die Regen-Wasser-Technik der Weathertec endlich getestet. Sie könnte am schnellsten die nötigen Niederschläge von Juni bis August erreichen. Auf der anderen Seite setzen alle Marktteilnehmer auf neue Hopfensorten Hülls, die mit der Hitze besser fertig werden und weniger Wasser benötigen. Doch dann müssten die Brauer ihre Rezepte ändern und der Handel die nötige Versorgung garantieren. Die Vertreter der Brauer, Walter König vom Brauerbund und Mario Schäfer von den Privaten Brauereien, trugen das mit, doch jede Brauerei entschiede das für sich. König testierte den Hopfenpflanzern dabei eine hohe Nachhaltigkeit. Rund 70 % der Betriebe seien zertifiziert.

Doch die Brauer trieben eigene Probleme um: Das Bier werde zu billig angeboten und Preiserhöhungen kämen zu zaghaft. Für Hopfenpflanzerpräsident Schapfl wäre es dennoch für die Brauer möglich, die Kostensteigerungen der Pflanzer in Höhe von 46 Mio. € zu übernehmen. Schließlich falle der Hopfen in der Kalkulation der Brauer nicht auf. Auf jeden Fall werde es neue Verträge nur für ein Jahr geben und noch dazu mit höheren Preisen. Noch könnten sich die Brauer auf abgeschlossenen langfristigen Verträgen ausruhen. Doch die Pflanzer werden dies nicht durchstehen. Es bedarf Preisöffnungsklauseln aus Force Majeure. Zu Vertragsschluss herrschte keine Inflation. Schapfl war bereit, das Jahr 2022 als Missernte hinzunehmen, wie es schon früher auch mal schlechte Ernten gab. Doch für 2023 und folgende müssen Lösungen gefunden werden, die bäuerlichen Existenzen zu erhalten. Auch das Umstellen auf neue klimaangepasste Sorten bedeute Investitionen und Einkommensausfälle. Und ohne Bewässerung und Regen greife alles zu kurz.

So nebenher wurden alle Zahlen der Ernte ’22 auf den Tisch gelegt. An Alpha wurden deutschlandweit 3.500 to. eingefahren, ein Minus von 44 %. Die Gesamternte der Hallertau betrug ’22 29.152 to. (-29 %), deutschlandweit 34.406 to. (-28 %), bei Herkules 15.307 to./16.511 to. Mit – 49 % traf es Spalt am stärksten: Hier wurden nur noch 411 to. abgewogen. Tettnang verzeichnete lediglich ein Minus von 15 %. Diese Region ist von Wasser begünstigt. Der Handel misst mit anderen Werten. Piroué: „Die Ernte 2022 hat weltweit 9.400 to. Alpha produziert. Damit wäre sie im Einklang mit dem zu erwartenden Bedarf im Braujahr 2023“. Aus Handelssicht bestehe bei einigen Sorten auch nach 2022 ein Überangebot. ek