Immer häufiger kommen in den Medien Meldungen über bevorstehende Produktionseinschränkungen und Betriebsaufgaben. Es sind nicht mehr Defekte in den Lieferketten, die als Grund genannt werden, sondern Kostensteigerungen aus der Energie die an die Kunden nicht weiterverrechnet werden können. Da klagt der Bäcker, dass er für die Breze nicht 80 Cent sondern 1,50 € verlangen müsste. Sicherlich ist dies nicht völlig nachvollziehbar. Die Energiekosten spielten vor dem Ukraine-Krieg immer nur eine Nebenrolle. Es jammern auch nur Einzelfälle. Das Gros der Bäcker hat 20 ct aufgeschlagen – und liefert. Größere Sorgen für die weitere Wirtschaftsentwicklung bereitet die Prognose des Ifo-Instituts, der führenden Adresse für Konjunktur in Deutschland. Präsident Fuest sieht schwarz: Nächstes Jahr werden wir in die Rezession kommen.
Das stimmt natürlich sehr bitter. Die Unternehmen stellen sich also darauf ein. So werden Investitionen zurückgestellt ebenso wie Neueinstellungen und Luxus-Ausgaben. Selbst die Werbung wird bereits heruntergefahren. Solche Prognosen haben also eine Sogwirkung, dass sie sich erfüllen. Im Englischen sprechen wir von „self fullfilling prophecies“. Wenn das nur auch für positive Vorhersagen so gälte! Deshalb ist es vorrangig wichtig, Probleme des Energiesektors echt zu lösen. Das beginnt bei einer trennscharfen Reform der Strompreise (siehe die letzten beiden Ausgaben der WoWo) und endet bei einer Deckelung der Gaspreise. Bundeskanzler Scholz macht sich mit dem angekündigten Alleingang Deutschlands keine Freunde.
In der Tat ist der Energiemarkt europäisch, ja global. Vielleicht sollte der französische Weg übernommen werden: Der Gasmarkt liegt in den Händen eines Staatskonzerns und gibt gemäßigte Preise an Bürger und Unternehmen. Das soll Frankreich nur 12 Milliarden € an Zuschuss pro Jahr kosten. Auf deutsche Verhältnisse hochgerechnet wären es in etwa 20 Milliarden € jährlich. Ganz ohne Doppel-Wumms und wirksam.
Es mangelt auch an Kommunikation zwischen Staat und Wirtschaft, vielleicht allen an Informationen. So stehen Techniken bereit, Gas- und Ölverbrauch zu senken durch verbesserte Verbrennung. Die Einbausätze kosten nur rund 300 €. Doch niemand will sie einsetzen. Vom Staat fehlen alle Hinweise auf die Gas- und Öl-Saver. Es gibt auch größere Techniken z.B. zur Stromerzeugung aus Heizöl, die es auf einen KWh-Preis unter 6 Cent bringen. Warum wird so etwas nicht gefördert?
Interessant ist auch die Vergütung für das Einleiten des selbsterzeugten Stroms ins Netz. Ganze 6,2 Cent werden bezahlt. Der Verkaufspreis liegt zur Zeit bei 50 Cent. Liegen hier „Übergewinne“ beim Stromhändler vor? Sicherlich lassen sie sich nicht abschöpfen. Panik ist immer der schlechteste Ratgeber. Es wäre doch besser, an den Stellschrauben des Systems mit Bedacht aber schnell und konsequent zu drehen. Für Panik liegt wirklich kein Grund vor. Jeder Unternehmer muss sich eben schlau machen, welche Sparmaßnahmen bei den Energieträgern möglich und schnell umsetzbar sind. Auch die Verbände sind hier gefordert, Best-Practice-Beispiele zu propagieren. Die Wirtschaft kann sich nur selbst vertrauen. Aufklärung tut Not. Übrigens: Jede Form von Energie – Kraftstoffe, Gas, selbst Wasserstoff – kann aus forst- und landwirtschaftlichen Abfällen katalytisch sehr preiswert gewonnen werden. Fangen wir doch einfach an, diese Anlagen zu errichten. Sie liegen fertig konzeptioniert vor. ek