Vor Corona war an einer lauen Sommernacht im Markt viel geboten. Restaurants, Biergärten und Bars zeigten sich bestens besucht, die Gäste dachten noch nicht an das Nachhause-Gehen. Doch wer nun am Samstag, eine Stunde vor Mitternacht, glaubt, es sich aussuchen zu können, wo ein Bier oder ein Cocktail auf ihn wartet, wird enttäuscht. Im Post-Biergarten endet der Bierausschank um 22 Uhr. Im Tandem verlassen um 22.45 die letzten Gäste den ebenso beliebten Biergarten.
Das Preysinger’s, früher San Marco, ist da schon längst geschlossen. Auch beim Muck’s gab es den Abschiedsabend – der neue Inhaber der Bar hat noch nicht geöffnet – wird sicherlich September werden. „Pizza, Pasta & Meer“ haben Wolnzach den Rücken gekehrt. Das Lokal ist ausgeräumt. Dass die Nepomuk Stub’n nicht mehr bestehen, wissen wir schon seit letztem Jahr. Beim neuen Italiener „Da Livio“ haben alle Gäste das Lokal um 23 Uhr schon verlassen, so wie wir es vom tüchtigen Griechen „Sybosion“ am Marktplatz kennen. Einzig im „Schloßhof“ tummeln sich noch Gäste, werden bis Mitternacht Getränke serviert. Der Sohn von Karin Gschlößl hat übernommen. Anscheinend liebt er Partys so wie seine Mutter.
Für einen „Genussort“ ist dies freilich zu wenig. Was ist los mit Wolnzach? Oder liegt es an den Wolnzachern, den Gästen, dass sie die Corona-Beschränkung auf 22 Uhr im Ausschank verinnerlicht haben? Drücken die Energiekrise, der Ukraine-Krieg oder die Inflation aufs Gemüt? Dabei bieten Biergärten und „Da Livio“ italienische Nächte, die das alles vergessen lassen. Während der Woche ist ein Ende weit vor Mitternacht noch verständlich. Die Deutschen leben pflichtbewußt. Aber am Samstag? Bei solch idealem Wetter? In Mainburg und Geisenfeld kennen wir es nicht anders. Auch in Au wurden die Abende schon vor Corona kürzer. Der Verkauf der Brauerei an Chinesen raubte den Auern die Stimmung.
Lediglich Pfaffenhofen läßt den Bär raus. Der Kultursommer mit Bands schafft im Zentrum Partystimmung bis Mitternacht. Davon profitieren alle Wirtschaften. Neue Lokale öffnen. Dort werden die Sorgen in der Nacht vergessen. „Pizza, Pasta & Meer“ wird in die Kreisstadt ziehen. Aber in Wolnzach war beim Ausgehen immer genügend Platz. Was in Pfaffenhofen sich abspielte, interessierte die Gäste Wolnzachs nicht. Ändert sich das gerade? Haben wir die Vielfalt im Angebot eingebüßt? Die Nepomuk Stub’n sind sicherlich ein großer Verlust. Aber das hat doch früher das Tandem nicht tangiert. Und die „Post“ ist heute doch immer noch ein Ort der Glückseligkeit. Nie war die Küche besser.
Es ist verständlich, dass in einem Speiselokal gegen 23 Uhr alle bezahlt haben. Dann wurde zum San Marco, zum Muck’s oder Tandem gegangen. Auch nach dem Kinobesuch möchten die Kunden aus nah und fern in Wolnzach noch etwas erleben. Da darf der Bierhahn nicht schon abgedreht sein. Auch im Speiselokal könnte noch etwas zusammen gehen, wenigstens wie im „Schloßhof“ ausgeschenkt werden. Oder gar eine kleine Nachtkarte auf die Gäste warten? Vielleicht starten wir eine Offensive zum Volksfest, wenn die Besucher auch noch über die Stränge schlagen wollen? Nur so schaffen wir es, dass wieder Wirte den Markt attraktiv finden. Die Wolnzacher verstehen zu feiern. Auf geht’s! ek