Können wir nur zusehen?

März 09, 2022

Es gibt Organisationen in Europa, bei denen die Ukraine immer schon eine starke Teilhabe zeigte. So hielt der Bund der Europäischen Steuerzahler wiederholt in Kiew eine Großveranstaltung ab. Beim Europäischen Wirtschaftssenat fanden sich bei jedem Treffen der letzten Jahre Ukrainer ein. Nun laufen diese Treffen monatlich virtuell. So standen die Berichte der „Mitglieder an der Front“ im Mittelpunkt der letzten Konferenz. Es werden aber auch Listen übermittelt, was vor Ort am dringendsten gebraucht wird. Dazu gehören auch Lebensmittel v.a. für Kiew. Wenn die russischen Panzer die Großstädte einkesseln, wird Kiew ausgehungert. Doch unsere Nahrungsmittel u.v.m. müssen dort eintreffen, bevor die Russen ein Einfahren unterbinden.

In diesen persönlichen Gesprächen wird das Schicksal klar, was vor diesen Menschen liegt. Mit Humanität seitens der russischen Besetzer ist nicht zu rechnen. Es wird grausam gemordet, zerstört, vernichtet. Und wir sind zum Zusehen verdammt, da die Nato immer noch hofft, dass Putin sie nicht angreift, selbst nicht in den Krieg eintreten will. Schließlich ist die Nato ein Verteidigungsbündnis. Aber unsere viel gepriesenen Werte der EU werden mit Füßen getreten, wenn wir die Hilfeleistung verweigern. Weil die Ertrinkenden im Mittelmeer nicht schon als Zumutung reichen. Nun diese Katastrophe!

Doch jeder Widerstand gegen die Angreifer lindert die Verzweiflung auf beiden Seiten. Diese Lebensmittel müssen rechtzeitig und in großer Menge eintreffen. Das braucht eine straffe Organisation. Zusätzlich muss taktisch gedacht werden, wie die Russen vorgehen werden. Es wäre gut, einen „War room“ zu installieren, aus dem alle bisherigen Aktionen mit den abschätzbaren Zielen der Russen in Bezug gesetzt werden. Eigentlich müsste die Nato das haben, um auch für sich zu lernen, wie ein Angriff der Russen abläuft, wie ihm optimal begegnet werden kann.

Solche Beobachtungs- und Entscheidungsstrukturen müssen dann das zivile Engagement steuern. Politiker können reden und diskutieren, aber vor Ort muss gehandelt werden – bestmöglich. Immerhin steuert die Bundesrepublik schnell Waffen für die Ukraine bei. Alles was den Widerstand erhöht, ist gut für den Westen. Putin wird freilich bald diese Unterstützung der ukrainischen Armee verbieten und uns doch als Kriegspartei benennen. Das Schicksal kann also nicht aufgehalten werden. Georgien und Moldawien stellten letzten Donnerstag den Antrag, in die EU aufgenommen zu werden. Auch das sieht Putin als Kriegserklärung. Er wird nun seinen Grund haben, auch in diese Länder einzufallen.

Mit einem Verrückten auf der anderen Seite wird die Nato so oder so in den Krieg hinein gezogen. Wenn wir die Grausamkeiten der Ukraine erleben – die in einem Ausradieren der Bevölkerung enden werden – werden wir nicht mehr länger zusehen können. Es entspringt einfach unserer christlichen Natur, unser Gewissen nicht abschalten zu können.