Zu den Kuriosika der Corona-Pandemie zählt auch, dass die Grenzen zwischen Deutschland und der Schweiz im Autoverkehr nicht besetzt sind und somit alle Vorschriften zu Hochrisikogebieten nicht kontrolliert werden. Es herrscht aber eine ganz andere Kontrolle: die der Kaufkraft aus dem eigenen Geldbeutel. Der Euro entspricht im Umtausch eins zu eins dem Schweizer Franken. Damit fällt die Kaufkraft des Euros in der Schweiz stark ab: Vom Bäcker bis zum Restaurant/Hotel zahlt der Deutsche rund ein Drittel mehr als zuhause.
Würde nach der Kaufkraft der Kurs der Währungen bestimmt, so bliebe in beiden Ländern alles gleich teuer. Dies wäre der Wirtschaft auch am liebsten. Denn die Schweiz tut sich im Export mit dem teuren Franken schwer, auch wenn die Importe um so günstiger ankommen. So folgen daraus Einkaufsfahrten ins nahe Ausland Österreich und Deutschland. Ganz Konstanz lebt von den Schweizern. Es grassiert das Bonmot: Eine Invasion der Stadt durch die Schweiz ist nicht mehr möglich – die Schweizer sind schon da.
Der Kurs wird von Kapitalmärkten diktiert, d.h. von der Anlage in der Schweiz. Die Stabilität der Schweizer Währung veranlasst Investoren und Sparer, ihr Geld dort zu parken. Es sollte uns aber auch zu denken geben, dass die Schweizer Währung damit als „härter“ gilt als der Euro. Geld flüchtet immer in die härtere Währung. Natürlich redet der Dollar umso stärker mit. Derzeit rangiert der Euro bei 1,13 Dollar. Der Euro ist also auch billig zum Dollar, was unsere Exporteure freut, aber das Tanken bzw. Öl verteuert, das in Dollar gehandelt wird. Es zählt der Umtausch Franken zu Dollar. Aber auch hier schluckt der US-Tourist, wenn er das Old Swiss House in Luzern aufsucht: das Schnitzel kostet dort über 60 sfr.
An der Kursrelation wird sich nicht mehr viel ändern. Denn die steigende Inflation in Europa und den USA und das Schach-Matt beider Notenbanken lassen Euro und Dollar weicher werden. Es ist eher zu befürchten, dass in 10 Jahren 16 Euros für 10 sfr. hinzulegen sein werden. Für die Schweiz ändert sich aber wenig. Die Löhne und Mieten sind hoch, halten sich die Waage. Wer in der Schweiz Immobilien erwirbt, erhält zum Preisanstieg der Immobilie wie bei uns auch noch den Währungsanstieg. Auf jeden Fall geht die Relation nur in eine Richtung: Der Schweizer Franken steigt gegenüber dem Euro. Auch Schweizer Uhren im Luxussegment werden für uns immer teurer. Uhren als Anlage?
Die Schweizer Industrie wie z.B. Roche und Novartis produzieren im Ausland und profitieren von günstigen Steuersätzen in ihrer Heimat. Der Durchschnittsschweizer zahlt sehr wohl seine Steuern, zwar etwas weniger als bei uns, trotz gepflegter Bahn und mindestens gleicher Qualität der Daseinsvorsorge. Das kann sich die Schweiz leisten, weil sie viele Unternehmen als Briefkastenfirmen anlock mit niedrigen Steuern, dafür aber nichts zu erbringen hat. ek