Endlich wieder eine richtige Messe in Riem. Beim Eintritt wird auf 3-G kontrolliert. Alle Aussteller und Besucher tragen in den Hallen Masken. Bei den Verpflegungsständen im Freien keine Masken, aber es wird auf Abstände geachtet und der Sonnenschein wirkt wie eine zusätzliche Lüftungsanlage. So wird es nun mit der Messewirtschaft weitergehen. Ende September in Nürnberg mit der FachPack. Düsseldorf absolvierte den Caravan Salon Anfang September. Ein Stück Normalität ist zurückgewonnen, zwar in Disziplin und mit viel Abstand. Aber dies hat auch seinen Charme. Es bleibt aber die Hauptfrage, rechnet sich solch eine Messe mit einem Bruchteil der Besucher als früher?
Wer die IAA in Frankfurt erleben durfte, wird mit München unzufrieden sein. Doch besser eine ruhige Messe als keine. Auch das Gast- und Hotelgewerbe sieht das so. Auf der IAA aber kann schon gefragt werden, ob nicht das Oktoberfest mit einem ähnlichen Konzept und abgespeckten Besucherzahlen nicht doch hätte durchgeführt werden können. 2022 werden wir diese ruhige Wiesn erleben.
Das Konzept der IAA klang in der Vorausschau spektakulär. In Wirklichkeit nahmen sich die Stände auf den Plätzen der Münchner Innenstadt auch nicht anders aus als Außenstände bei Messen. Es wurde noch mehr in die Architektur investiert – aber es bleiben die üblichen begrenzten Schauelemente. Nur eben weit weg von den Messehallen. Es sollte ja eine Mobilitätsmesse werden. Andererseits verleiteten die Innenstadtstände nicht nach mehr. Die Sehnsucht auf den Besuch Riems kam nicht auf. Eher reichte es den Besuchern voll und ganz.
Erst auf den 2. Blick bemerkt München die vielen Testautos auf seinen Straßen. Das ist neu und verführerisch. Es wurden kategorisch nur E-Auto auf der IAA `21 gezeigt. Wer hätte dies bei der letzten in 2019 gedacht? Hinzu kommt die Verbindung zu den Fahrrädern, die voll im Trend liegen. Auch das Fahren mit einem E-Auto wird als neuer Luxus gefeiert. Die deutsche Automobilindustrie rückt an Tesla heran, dessen Börsenwert in etwa dem aller deutschen Autoaktien entspricht. Tesla ist nicht auf der IAA.
Mit den Messeständen in der Stadt will die IAA auch Fragen stellen, welchen Stellenwert das Auto in den Städten 2050 einnimmt und wie die Mobilität dann gesehen wird. Damit erklären sich die Protestaktionen auf den Autobahnen, die das Militante der Autogegner offenbarten. Am Freitag demonstrierte dann Fridays for Future in der Münchner Innenstadt. An einem langen Strick wurde ein altes Feuerwehrauto gezogen. Die gröhlenden Protestrufe ließen das Demonstrieren zur Party werden. Auch an Musik fehlte es nicht. Das Polizeiaufgebot vor und nach dem rund 60 Meter langen Zug war größer als die Demo. Wird so das Demonstrationsrecht ad Absurdum geführt? So eine Demo wäre in Hongkong oder Moskau eine Gegendemo.
Beeindruckend hingegen zeigte sich der Daimler-Stand am Odeonsplatz. Auf Stelzen war im 1. Stock eine grüne Welle, eine Graslandschaft aufgebaut mit Treppen, die zu den Fahrzeugen führten. Da wird sichtbar, über wie viel Geld diese Branche verfügt. Auf- und Abbau mit Kranfahrzeugen zeigte die Macht. Der ganzjährige Verkaufsraum zu Beginn der Briennerstraße erhielt einen gigantischen Auslauf. Hier wird Architektur der Zukunft gezeigt. Ein Stück Dubai in München. Hoffen wir nur, dass der riesige Mercedes-Stern auf der Spitze der hängenden Gärten in der Transformation seinen Glanz nicht verliert. Wiederholbar ist die IAA in dieser Form nicht mehr. ek