Unseren Behörden scheinen Schallschutzwände ein Dorn im Auge zu sein. Sie kosten viel, meist braucht es lange Verfahren und viel Politik, bis sie endlich errichtet werden. In Schweitenkirchen erlebten wir es an der Autobahn ja intensiv genug. Doch nun wurde begonnen. Über das Ergebnis brauchen wir keine großen architektonischen Hoffnungen zu hegen: Es wird so trostlos und lieblos wie alle deutschen Schallschutzwände ausfallen. Vielleicht gehören die Vollzugsbeamten den Grünen an, die sowieso den Autoverkehr zum Erliegen bringen wollen? Doch bei dem programmatischen Tempo 120 werden die Insassen den häßlichen deutschen Schallschutz noch länger anschauen müssen. Eines ist auch unübersehbar: Bei der Ausgestaltung des Schallschutzes hat jedes Bundesland, jede Kommune und jede Behörde freie Hand. Es zählt nur die physikalische Wirkung. Im Ruhrgebiet werden gerne Stahlwände gesetzt, in Bayern lieber Fertigbetonelemente.
Dabei sind die schönsten Schallschutzwände jene, die wir gar nicht als solche wahrnehmen. Da wird ein Landschaftszug verlängert oder ganz einfach ein Wall aufgeschüttet und begrünt. Sicherlich ist dieses Vorgehen auch das preiswerteste. Wenn ein Fundament für Pfosten gesetzt werden muss, klingelt schon der Alarm beim Bund der Steuerzahler. Und diese Schallschutzwände dauern ewig. Es geht aber auch noch viel teurer: Bei der Autobahn München-Lindau wurden nach Germering zwei seitlich offene Tunnel gebaut mit Top-Begrünung – die der Autofahrer freilich nur ahnen kann. Ein Millionengrab an Steuergeldern.
Andere Architekten bevorzugen Glaselemente, damit die Autofahrer noch den Ort, die Landschaft hinter dem Schutz sehen können. Das geht dann auf das Konto der Tourismusförderung. Wolnzach steht vor diesem Problem, wenn der geforderte Schallschutz von Hügel zu Hügel kurz vor/nach der Ausfahrt gesetzt würde. Käme nur eine massive Wand, erlebten wir das deutsch-deutsche Mauerproblem mitten in unserem Ort. Vermutlich kommen aber die geräuscharmen Elektrofahrzeuge schneller als die Lösung des Schallschutzes für den Markt. Es gäbe natürlich auch echte Innovationen, die durch eine unsichtbare Trennung der Luft die Schallausbreitung unterbinden, quasi wie ein akustischer Laserstrahl arbeiten. Die laufenden Unterhaltskosten bringen freilich das Totschlag-Argument. Doch lassen wir uns überraschen.
Zurück zu den häßlichen Wänden entlang der Autobahn und zentralen Straßen. Wäre es nicht möglich, sie mit Natur zu kombinieren? Kletterpflanzen sind angesagt, die Monster einzunehmen. Wir müssen ihnen am Boden nur eine Existenz ermöglichen. Dann verschwinden all die Ungeheuer hinter einer natürlichen Blätterfassade. Die Autofahrer wähnen sich in der Natur. Auch die Ortsseite wäre doch begrünt schöner. Dann können alle Retter auch noch Wissen und Phantasie einbringen: Wir pflanzen regionale Gewächse, die auch noch dem Klimawandel und den Abgasen standhalten und ad hoc CO2 aufnehmen, Sauerstoff frei setzen. Womöglich binden die Pflanzen auch noch Schallwellen und verstärken so den Schutz. In Schweitenkirchen könnten sich Hopfenreben emporranken. Aber so differenziert muss die Regionalisierung auch nicht sein. Die Pflanzen sollen ganz einfach etwas hermachen und Freude bereiten. ek