In Bayern ist Bewegung in die Impfkampagne gekommen. Da nur Doppelt-Geimpfte gegen Covid-19 in der Delta-Variante gut geschützt sind, sollen auch die Zweitimpfungen nach 4-6 Wochen vorgenommen werden. Kreuzimpfungen, also verschiedene Impfstoffe bei Erst- und Zweitimpfungen, sind nicht nur zuverlässig, sondern werden von der Impfkommission gar empfohlen – die üblichen Einschränkungen sind aber weiterhin zu beachten. Das Ziel: im Juli 20-30 Mio. Erstimpfungen, die dann im August mit Zweitimpfungen versehen werden. Die Nicht-Geimpften werden sich ab Mitte Juli infizieren mit der Delta-Variante. Sie ist in Deutschland bereits voll angekommen. Die derzeitig niedrigen Inzidenzen halten sie aber am Boden.
Wenn wir nach Großbritannien sehen, dann herrscht dort bereits eine Inzidenz von über 200, obwohl die vollständige Durchimpfung dort bei 60 % liegt. Expertin Prof. Protzer sieht deshalb generell keine Möglichkeit mehr, zu einer Herdenimmunität zu kommen. Das ist freilich falsch, weil sie sie nur aus dem Blickwinkel der Impfquote sieht. Die Genesenen müssen hinzugerechnet werden. In Deutschland werden wir im Herbst die Herdenimmunität erreicht haben: mit 65 % vollständig Geimpften und 15 % Genesenen. Es kann die Delta-Mutante auch bei Jugendlichen in einem gewissen Prozentsatz einen schwereren Verlauf nehmen, doch sollten wirksame Antikörper zu Beginn der Krankenhauseinweisung bzw. bei den Hausärzten zum Einsatz kommen. Dann wäre es durchaus sinnvoll, die Schulen im Präsenzunterricht nach den Ferien zu öffnen.
Damit würde das Gesundheitswesen in keinen kritischen Bereich mehr kommen und sich Lockdowns nicht mehr rechtfertigen lassen. Die Inzidenz träte in den Hintergrund. Es zählen nur noch die Belegung der Intensivstationen und die Toten. Diesen Mut muss die Politik aufbringen. Vielleicht beflügelt der Wahlkampf den Mut der Union? Es muss ins Kalkül der Testpflicht der Urlaubsrückkehrer auch gezogen werden, dass die Schnelltests eine geringe Spezifität haben. Sie zeigen Infizierte negativ an in einem erschreckend hohen Maße. Die Urlaubsrückkehrer sollten zu PCR-Tests gezwungen werden.
Insofern können wir von Glück reden, dass Deutschland in der EM nicht im Wembley-Stadion zum Endspiel steht. Die Rückkehrer aus London hätten eine 10-tägige Quarantäne ertragen müssen – bei strenger Kontrolle durch die Behörden. Oder die Delta-Welle hätte zu rollen begonnen wie in Großbritannien, was wegen der laschen Quarantänekontrolle eher wahrscheinlich gewesen wäre. Eigentlich wissen wir alles über Eindämmung, Abstand, Masken & Co. Doch ein Volk ist nun mal nicht so konsequent. Gepaart mit den systemischen Fehlern (Schnelltests) und den Mängeln des medizinischen Apparats (Antikörper-Negrerung) kommt eine eigentlich vermeidbare Welle wieder hoch und die Politik kennt bisher nur den Hammer des Lockdowns und der Begrenzungen. ek